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Das Fach Sinologie beschäftigt sich mit China, an der Universität Tübingen mit „Greater China“, d. h. neben der Volksrepublik auch mit Taiwan, Hongkong und den Überseechinesen. Die chinesische Sprache (Mandarin) ist dabei ein wichtiges Werkzeug, um sich mit Themen wie Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Geschichte, Literatur und der Geisteswelt Chinas auseinanderzusetzen. Dementsprechend arbeitet die Sinologie methodisch und analytisch mit den Ansätzen vieler unterschiedlicher Disziplinen. Neben einer sehr intensiven Sprachausbildung in der Umgangs- und Schriftsprache, inklusive eines integrierten ein- bis zweisemestrigen Aufenthalts an der Peking-Universität, bietet die Tübinger Sinologie eine Reihe von Studiengängen an, die auf verschiedene Berufswege mit Bezug zu China vorbereiten.


Voraussetzungen für ein Sinologiestudium

Chinesischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Die Sprache wird in einem sehr intensiven Sprachunterricht erlernt, der Sie durch das ganze Studium begleitet und systematisch in den Fähigkeiten Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben ausbildet und kontinuierlich auf höhere Sprachniveaus führt, so dass am Ende das Niveau B2 erreicht ist, bzw. C2 im Studiengang mit berufspraktischem Schwerpunkt. Die Tübinger Sinologie ist bundesweit führend im Umfang des Sprachunterrichts Chinesisch (Bermann & Guder 2010). Von besonderer Bedeutung ist dabei der voll ins Studium integrierte und komplett organisierte Auslandsaufenthalt in Peking, wo unsere Studierenden ihre Sprachkenntnisse „im realen Leben“ erproben und erweitern können.

Sprachaffine Personen haben es verständlicherweise etwas leichter. Die Formenlehre der chinesischen Grammatik ist knapp, hingegen zählt vor allem die Syntax (der Satzbau). Hinzu kommt ein gewisses akustisches Vermögen, um die vier Tonhöhen auseinanderhalten zu können. Wer wirklich gut werden will, sollte Fleiß und Durchhaltevermögen haben und kontaktfreudig sein, denn keine Sprache erlernt sich von alleine. Beim Chinesischen kommt neben dem Vokabellernen und dem Training in Konversation noch das intensive Üben der Schriftzeichen hinzu.

Grundsätzlich verlangt die Beschäftigung mit China eine gewisse Bereitschaft, in eine völlig andersartige Kultur mit unterschiedlichen Gebräuchen und Denkweisen einzutauchen.

Neben dem Sprachunterricht bieten wir grundständige Kurse in den Bereichen Geschichte, Kultur, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Literatur an, so dass hieran auch ein gewisses Interesse bestehen sollte. Gleichzeitig wählen die Studierenden aus einem dieser Bereiche das Thema ihrer Abschlussarbeit.

Die Angaben des Tortendiagramms beziehen sich auf den dreijährigen Studiengang B. A. Sinologie/Chinese Studies.


Studienfach „Sinologie“ – Grundständige Studiengänge an der Universität Tübingen

Fach

Studienmöglichkeit

Abschluss

Regelstudienzeit

Sinologie/Chinese Studies

HF

B. A.

6 Semester

Sinologie/Chinese Studies

NF

B. A.

6 Semester

Sinologie/Chinese Studies mit berufspraktischem Schwerpunkt

HF

B. A.

8 Semester

Chinesisch

HF

B. Ed.

6 Semester

 

Bitte besuchen Sie das Verzeichnis der Studiengänge der Universität Tübingen für weitere Informationen.

„Im Sinologie-Studium geht es ausschließlich um die chinesische Sprache und Literatur.“

Das war einmal, zu Zeiten der klassischen philologischen Asienwissenschaften, die sich nur mit Konfuzius und vielleicht noch den großen Romanen beschäftigten. Aber schon der Tübinger Sinologe Tilemann Grimm (†2002) war deutschlandweit der erste, der die Politik und Ideologie Mao Zedongs erforschte (Grimm 1968; Mao 1967). Seit der Einführung von Reform und Öffnung und Chinas wirtschaftlichem und politischem Aufstieg sind Politik, Gesellschaft und Wirtschaft wichtige Themen, mit denen sich die Sinologie auseinandersetzt. Auch die vormoderne Sinologie hat heute andere Ansätze und erforscht zum Beispiel Chinas Rolle in der frühen Globalisierung oder die Technikgeschichte des Landes. Für all das braucht man natürlich gute Sprachkenntnisse, um Quellen und Berichte zu studieren oder um Interviews durchzuführen.


„Um das Fach Sinologie studieren zu können, muss man die chinesische Sprache bereits fließend beherrschen.“

Das ist so bei gängigen Studienfächern wir Französisch oder Anglistik. Wir haben in der Sinologie gelegentlich Studierende, die während der Schulzeit Chinesisch gelernt haben oder in China waren, oder solche, deren Eltern Chinesen sind. Meistens sparen diese sich nur wenig Sprachunterricht, denn wir erlernen innerhalb von wenigen Semestern, wofür man in anderen Sprachen Jahre braucht. Das bedeutet intensive Arbeit, aber bei genügend Fleiß auch rasche Erfolge, denn die Sprache ist unser Werkzeug. Im sechsten Semester lesen unsere Studierenden bereits mit Anleitung anspruchsvolle Fachtexte. Und Leute mit Vorkenntnissen sind dabei nicht immer die besten.


„Wenn man Sinologie studiert, kann man später eigentlich nur Wissenschaftler*in werden.“

Das war eigentlich nie so. Wer die chinesische Sprache beherrscht, hat in der globalisierten Welt einen Schlüssel in der Hand, der auf vielen Wegen neue Pforten eröffnet. Zwar sprechen junge chinesische Manager heute gut Englisch, doch die Führung eines internationalen Unternehmens funktioniert nur dann, wenn beide Seiten die Gedanken- und Lebenswelt der jeweils anderen besser verstehen. Wo man letztendlich landet, ist nicht nur der Erfahrung und dem Aufbau von Netzwerken geschuldet, sondern oft genug dem Zufall. Einer unserer frühen Absolvent*innen arbeitete bei einem amerikanischen Software-Unternehmen an der Digitalisierung von Schriftzeichen mit. Eine andere Absolventin betreut eine ganze „Kolonie“ von chinesischen Führungskräften hier in Deutschland. Eine kleine Gruppe von Absolventen hat ein eigenes Unternehmen gegründet, das u. a. für deutsche Unternehmen chinesische Fachkräfte anwirbt. Zwei Absolventinnen sind in verschiedenen Handelskammern gelandet. Auch in Stiftungen finden sich unsere Absolvent*innen wieder, oder in Verlagen, und letztendlich auch in verschiedenen Funktionen (Account Manager, Sales Manager o. Ä.) in international agierenden Unternehmen. Und seit ein paar Jahren gibt es ja noch den Lehramtsstudiengang Chinesisch, der schon die ersten Assessor*innen des gymnasialen Lehramts Chinesisch hervorgebracht hat.


„Sinologie ist ein Orchideenfach.“

Wir schleusen nicht Massen an Studierenden durch und bilden auch nicht für einen Massenmarkt aus. Dafür bieten wir ein hervorragendes Betreuungsverhältnis. Die Professor*innen kennen Sie mit Namen, und im Sprachunterricht und den Seminaren können die Lehrenden auf jede einzelne Person eingehen. „Orchideen“ wachsen bei uns nicht im Elfenbeinturm, sondern mitten im Leben. Kein anderes asiatisches Land hat wirtschaftlich und politisch eine derart große Bedeutung für uns wie China (Ma 2019). Das Studium der Sinologie lehrt, diesen „Big Player“ (der vielleicht eines Tages sogar auf manchem Gebiet die USA ersetzen kann; Lee 2018) gründlich zu verstehen und hilft unseren Studierenden so, Zugang zu interessanten und hochmodernen Beschäftigungen zu finden.

Die Berufsfelder, für die ein Sinologie-Studium vorbereitet, sind eine große Bandbreite von Tätigkeiten in der Wirtschaft, den Medien, im Bereich Kultur, Tourismus, Übersetzung, Betreuung von „Expatriates“, bei Stiftungen, in Museen, in der politischen Beratung, im Auswärtigen Dienst, oder in der Bildung, seien es Abendschulen oder das Gymnasium. Der Zugang zu einem der Berufsfelder kann durch die Nebenfachwahl bestimmt werden, viel mehr aber noch durch individuelle Interessen und selbständiges Engagement zum Beispiel im Rahmen von Praktika. Wir empfehlen, den obligatorischen Chinaaufenthalt im B. A.-Studium zu nutzen, um vor Ort Kontakte zu knüpfen.

Der vierjährige B. A.-Studiengang mit seinen integrierten Praktika ist speziell darauf angelegt, besseren Zugang zu den wichtigsten modernen Berufsfeldern zu finden. Ein M. A.-Studium kann nach einer Berufsphase oder gleich im Anschluss an den B. A. aufgenommen werden. Es kann die Qualifikation für bestimmte Berufsfelder verbessern und die Optionen erweitern. Wer nach abgeschlossenem Masterstudium in der Wissenschaft tätig sein will, sollte promovieren. Ein spezieller Lehramtsstudiengang bietet die Qualifikation an, Chinesisch auf den Sekundarstufen I und II zu unterrichten. Um nach dem Studium als Lehrer*in an einer Schule arbeiten zu können, studieren Sie das Fach Sinologie in Kombination mit einem weiteren Fach. Nach dem Bachelor-Studium absolvieren Sie den Master-Lehramtsstudiengang Chinesisch und anschließend das Referendariat.