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Merkmale der Rhythmik – Einführung

Das Fach Rhythmik (Rhythmik ist gleichzusetzen mit Musik und Bewegung) wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfunden. Der Kompositions- und Musiktheorielehrer Emil Jaques Dalcroze (18651950) und seine Mitarbeiter*innen entwickelten für die Schüler*innen des Genfer Konservatoriums musikalisierende gymnastische Bewegungsübungen, die dazu dienten, das Musikhören zu intensivieren und zu differenzieren. Besonders beabsichtigt war die Einbeziehung des Körpers in den Prozess der Musikrezeption, um dadurch zu einem stärkeren Musikerleben zu gelangen. Recht schnell erkannte man, wie sich durch Veranschaulichung von Musik durch Bewegung eine neue Form der ausdruckstänzerischen Äußerung entfachte, die auf die damalige Kunstwelt großen Einfluss ausübte.

Bezogen auf den Vermittlungsaspekt des Faches Rhythmik entwickelten vor allem die Schülerinnen Dalcrozes, Nina Gorter (18661922), Elfriede Feudel (18811966) und Mimi Scheiblauer (18911961) die damals so genannte rhythmische Gymnastik zu einer rhythmisch-musikalischen Erziehung weiter, die später kurz Rhythmik genannt wurde.

Flankiert von Fächern wie Instrument/Gesang, Improvisation und Schlagwerk-Percussion ist das Fach Rhythmik seit 1930 an den Musikhochschulen als Studium etabliert. In der heutigen musikpädagogischen Praxis taucht Rhythmik vor allem als eine der fünf Umgangsweisen mit Musik in den Lehrplänen auf (nach Venus, 1984). Demnach kann man den Zugang zu Musik grundsätzlich über folgende 5 verschiedene Arten verwirklichen (vgl. Loritz / Schott, 2005):

  1. Rezeption (Musik „hören“),
  2. Produktion (Musik „machen“),
  3. Reproduktion (Musikstücke „interpretieren“),
  4. Reflexion (über Musik „nachdenken“) und
  5. Transformation (Musik in andere Medien „übertragen“).

Die Transformation ist dem Fach Rhythmik zuzuordnen. Sie wird allerdings meist nur in einer Richtung angewendet, nämlich in der Übertragung von Musik in Bewegung und nicht – so wie im Rhythmikstudium auch umgekehrt – in der Übertragung von Bewegung in Musik. Das Fach Rhythmik (welches heute eher unter der Bezeichnung Rhythmik-Elementare Musikpädagogik oder Musik & Bewegung zu finden ist), begünstigt nach wie vor die lebendige und körperbezogene Auseinandersetzung mit Musik und macht diese dadurch stärker erlebbar, greifbar und anschaulich. Gleichzeitig erweitert sie das künstlerische Ausdruckspotential in der individuell-musikalischen Bewegungssprache.


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