Die Bevölkerungsgeographie als Teilgebiet der Humangeographie analysiert in einem bestimmten Teilraum die „räumliche Differenzierung und raumzeitliche Veränderung der Bevölkerung nach ihrer Zahl, ihrer Zusammensetzung und ihrer Bewegung“ (Bähr 1988:8).
In der folgenden Aufgabe geht es darum, eine Bevölkerungspyramide zu interpretieren. Dabei gilt es, die richtigen Antworten zu markieren.
Abbildung 2 zeigt eine Bevölkerungspyramide von Deutschland aus dem Jahr 2018. Falls Sie nicht mehr genau mit dem Lesen einer Bevölkerungspyramide vertraut sind, hier eine kurze Erläuterung:
Die Pyramide ist grundsätzlich aufgeteilt nach Geschlecht und Alter. Die männliche Bevölkerung wird auf der linken, die weibliche Bevölkerung auf der rechten Seite dargestellt. Das Alter der jeweiligen Gruppe kann zwischen einem Wert von 0 (unten) bis zu 100 Jahren (oben) anhand des breiten Balkens in der Mitte in 5-Jahres-Abständen abgelesen werden. Links neben dem Lebensalter sehen Sie zudem, in welchem Jahr die Personen geboren sind. So ist eine 60-jährige Person in der vorliegenden Pyramide aus dem Jahr 2018 also im Jahr 1958 geboren, etc. Ihre Aufgabe besteht nun darin, besonders markante Stellen in der Bevölkerungsentwicklung Deutschlands zu analysieren und die Gründe dafür herauszufinden. Wir haben Ihnen die entsprechenden Abschnitte markiert.
Was waren die Gründe für die Bevölkerungszunahme in den Jahren 1935 bis 1941? (Abschnitt 1)
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Zwischen 1935 und 1941 herrschten klimatisch sehr günstige Bedingungen. Dadurch konnten in diesen Jahren reiche Ernten eingefahren werden, wodurch die Bevölkerung optimistisch in die Zukunft blickte.
Vor allem zwischen 1935 und 1941 wurden Familien durch die Familienpolitik der Nationalsozialisten stark gefördert.
Nachdem Deutschland im Ersten Weltkrieg einen Großteil seiner Bevölkerung verloren hatte, wollte die nachfolgende Generation vor allem in diesen Jahren diesen Verlust wieder ausgleichen.
Die Familienpolitik der Nationalsozialisten hatte zum Ziel, dass sich die „arische“ Bevölkerung, die nach der nationalsozialistischen Ideologie als anderen „Völkern“ überlegen angesehen wurde, vergrößern sollte. Ein weiteres Ziel – neben der angestrebten zahlenmäßigen Überlegenheit der „arischen Rasse“ – war auch, dass die Mütter dem „Führer ein Kind schenken“ (so wurde eine der Kampagnen genannt), um langfristig den Nachwuchs für das Heer zu sichern. Diese Ideologie war von einer menschenverachtenden Haltung gegenüber allen anderen Ethnien und kulturellen Gruppen geprägt.
Aufgabe 2 von 5
Warum herrschte besonders in den Jahren 1942 und 1945 ein starker Geburtenrückgang? (Abschnitt 2)
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Von 1942 bis 1945 war die wirtschaftliche Situation in Deutschland aufgrund von Streiks der Industriearbeiter besonders schlecht, daher gingen in diesem Zeitraum auch die Geburten zurück.
Zwischen 1942 und 1945 fielen aufgrund von mehreren kühlen Sommern die Ernten viel geringer aus als sonst. Die Menschen waren daher verunsichert.
Im Zeitraum von 1942 bis 1945 herrschte aufgrund des Zweiten Weltkriegs in Deutschland ein Geburtenrückgang.
In Kriegszeiten findet grundsätzlich immer ein Geburtenrückgang statt, der auf eine Vielzahl von Ursachen zurückzuführen ist. Dies sind z.B. die Abwesenheit der Männer, die als Soldaten an der Front kämpfen müssen, die existenziellen Nöte der Bevölkerung, wie Hunger, Ernteausfälle, Flucht aus den zerstörten Siedlungen, Vertreibung usw.
Aufgabe 3 von 5
Wie lässt sich die Bevölkerungsentwicklung zwischen den Jahren 1957 und 1967 erklären? (Abschnitt 3)
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Gerade in den Jahren nach 1945 stieg der Ertrag der Ernten durch das mildere Klima wieder deutlich an, sodass die Unsicherheit der Menschen in Bezug auf die Nahrungsmittelversorgung wieder abnahm.
In diesem Zeitraum wurden viele Kinderbetreuungseinrichtungen errichtet, die die Versorgung der Kinder erleichterten.
In diesem Zeitraum kam es durch den Wiederaufbau Deutschlands zu einem Wirtschaftsaufschwung, der die Menschen positiv in die Zukunft blicken ließ und einen Babyboom auslöste.
Der sogenannte Babyboom, mit dem der starke Anstieg der Geburten in Deutschland in den späten 1950er und in den 1960er Jahren bezeichnet wird, hängt eng mit dem sogenannten „Wirtschaftswunder“ zusammen, das den wirtschaftlichen Aufbau in Deutschland bezeichnet. Auch hier lässt sich ein Muster erkennen, das häufig zu beobachten ist: In ökonomisch prosperierenden Phasen sind die Menschen optimistischer und gründen eher Familien als in wirtschaftlich oder politisch unsicheren Zeiten.
Aufgabe 4 von 5
Wie lässt sich die Bevölkerungsentwicklung zwischen den Jahren 1968 und 1977 erklären? (Abschnitt 4)
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Mit der Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln, wie z.B. der Anti-Baby-Pille, konnten Frauen und Familien selbst über die Zahl der Kinder bestimmen und dem verringerten Kinderwunsch nachkommen.
Nach den kinderreichen Jahren zuvor strebte die Mehrheit der Deutschen aufgrund der beengten Wohnraumsituation eine Ein-Kind-Familie an.
Aufgrund der hohen Kosten für die Kinderbetreuung entschieden sich viele Menschen gegen Kinder.
Die Verfügbarkeit eines einfachen und sicheren Verhütungsmittels, wie der Anti-Baby-Pille, wird als wesentlicher Grund für den Geburtenrückgang angesehen (daher „Pillenknick“). Genau genommen war die Anti-Baby-Pille jedoch nur das Mittel, mit dem man dem reduzierten Kinderwunsch nachkommen konnte. Die Gründe, weshalb sich bis heute die Geburtenzahl der Deutschen so verringert hat, dass die deutsche Bevölkerung schrumpft, wird eher in einer Individualisierung, dem Bedürfnis nach Wohlstand und Autonomie sowie dem Problem, Beruf und Familie zu vereinbaren, gesehen.
Aufgabe 5 von 5
Wie lässt sich die Bevölkerungsentwicklung zwischen den Jahren 1988 und 1999 erklären? (Abschnitt 5)
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Verhütungsmittel wie die Anti-Baby-Pille wurden im Laufe der Zeit stetig verbessert, sodass nun noch weniger Kinder geboren werden.
Die Wiedervereinigung Deutschlands führte dazu, dass die Menschen in den neuen Bundesländern in diesen Jahren eher unsicher in die Zukunft blickten und sich gegen Kinder entschieden oder den Kinderwunsch verschoben.
Ab den 1990er Jahren war es aufgrund des Wohnungsmangels ein Ziel der deutschen Familienpolitik, kleine Familien zu fördern.
Die deutsche Wiedervereinigung war für die Menschen in den neuen Bundesländern ein Einschnitt in ihr Leben, der viele Lebensbereiche radikal veränderte und für große Unsicherheiten sorgte. Es kam zu Migrationsprozessen, viele Menschen verloren ihre Arbeit, es war unsicher, ob die Wohnsituation beibehalten werden sollte usw. In solch unsicheren Zeiten, in denen man nicht weiß, ob man in den nächsten Monaten seinen Arbeitsplatz und/oder Wohnort wechseln muss, finden keine Familiengründungen statt bzw. werden verschoben. Dieses Phänomen wurde auch der „demographische Schock“ nach der Wende genannt.