Humangeographie – Bildungsgeographie
Die Bildungsgeographie beschäftigt sich mit Bildungseinrichtungen, Bildungsprozessen und dem Bildungsverhalten in ihren räumlichen Dimensionen. Dabei werden Fragen der Bildungspolitik, der Bildungsplanung sowie der Bildungsgerechtigkeit in den meist interdisziplinären Forschungsprojekten bearbeitet.
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STUDENTIFICATION – DAS LEBEN DER STUDIERENDEN IN IHREM QUARTIER

Foto: Caroline Kramer
Das Phänomen der Studentification[1] befasst sich damit, welchen Einfluss Studierende auf das Quartier haben, in dem sie leben. Mit Themen dieser Art beschäftigt sich die Humangeographie, d.h. sie erfasst und erklärt die vielfältigen sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten des Menschen mit räumlichem Bezug. Die Studentification hat Studierende als temporäre Bewohner*innen im Fokus und kann sowohl dem Themenbereich Bildungsgeographie als der geographischen Wohnforschung zugeordnet werden.
Studierende stellen in vielen Städten in Deutschland eine wichtige Bevölkerungsgruppe dar, auch wenn die einzelnen Personen oft nur wenige Jahren an ihrem jeweiligen Hochschulstandort leben. In Großbritannien wird seit einigen Jahren der Einfluss, den die temporär und oft auch nur saisonal anwesenden Studierenden auf ihr Wohnquartier ausüben, unter dem Begriff der Studentification diskutiert. Smith (2005) bezeichnet eine Studentification als „the distinct social, economical and physical transformations within university towns, which are associated with the seasonal in-migration of higher education students“ (Smith 2005: 74). Hubbard bezeichnet die Studentification sogar als „process by which specific neighbourhoods become dominated by student residential occupation” (Hubbard 2009: 1905).
In einer empirischen Studie in Karlsruhe wurde mit standardisierten Befragungen von Bewohner*innen und Experten*inneninterviews mit Immobilienmakler*innen sowie mit Geschäftsinhaber*innen untersucht, inwieweit Studierende ihr Quartier beeinflussen (Kramer, 2019). Die Ergebnisse zeigen, dass man zwar eine zunehmende Konkurrenz zwischen studentischen Wohngemeinschaften und Familien auf dem innenstadtnahen Wohnungsmarkt wahrnehmen kann, aber die Studierenden weder in ihrer Zahl noch in ihrem Auftreten und ihrem Lebensstil das Quartier beherrschen. Ganz im Gegenteil werden sie von ihren Nachbarn meist als belebendes Element der innenstadtnahen Wohnquartiere wahrgenommen.