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Theoretische Philosophie – Descartes „Meditationen“ I und II

Dieses Aufgabengebiet wurde erstellt von Sofie Vaas & Lara Dix.
 

Descartes stellt eine zentrale Frage der Erkenntnistheorie: Was können wir wissen? Genauer fragt er dann: Woher wissen wir, dass unsere Sinne uns nicht täuschen? Woher wissen wir, dass wir nicht gerade träumen? Und was, wenn es einen bösen Dämon gibt, der uns über alles täuscht? Mittels des methodischen Zweifels wirft Descartes erst einmal alle seine Überzeugungen um und kommt zu dem Zwischenfazit, dass nichts gewiss ist.

Wer nun Angst bekommt, dass keine unserer Überzeugungen wirklich sicher sein kann, sollte sich die ersten beiden Meditationen genauer anschauen. Denn dort wird Descartes ein Fundament finden, auf dem wir unsere Überzeugungen aufbauen können. (Vgl. Perler: Strategischer Zweifel, S. 12-13)

Sie werden in den folgenden Aufgaben durch einzelne Ausschnitte aus den ersten beiden Meditationen geführt. Anhand dieser Passagen soll Ihnen exemplarisch deutlich gemacht werden, welche Schritte Descartes in seinem radikalen Zweifel durchläuft und wie er anschließend sein Fundament aufbaut. Zudem zeigen Ihnen die folgenden Aufgaben, wie man an einen komplexen philosophischen Text strukturiert heranrangehen kann.

Descartes wird nach einer Standardzitierweise zitiert. Diese folgt der Ausgabe von Adam und Tannery. Das wird durch das Kürzel AT angegeben. Um welchen Text aus Descartes Oeuvre es sich dann handelt, zeigt die römische Zahl an: VII steht für die Meditationen. Die weiteren Zahlen sind die Seitenzahlen.


Das Quellen- und Literaturverzeichnis zu dieser Seite finden Sie hier.

Aufgabe 1 von 12

ERSTE MEDITATION: ABSCHNITTE 1-3

Woran man zweifeln kann.

„1. Schon vor einer Reihe von Jahren habe ich bemerkt, wieviel Falsches ich in meiner Jugend als wahr habe gelten lassen und wie zweifelhaft alles ist, was ich hernach darauf aufgebaut, und daß ich daher einmal im Leben alles von Grund aus umstoßen und von den ersten Grundlagen an neu beginnen müsse, wenn ich endlich einmal etwas Festes und Bleibendes in den Wissenschaften ausmachen wolle. […]
3. Und da trifft es sich günstig, daß ich heute meinen Geist von allen Sorgen befreit habe, daß ich mir eine sichere Muße in einsamer Zurückgezogenheit verschafft habe: so will ich denn endlich ernsten und freien Sinnes zu diesem allgemeinen Umsturz meiner bisherigen Meinungen schreiten.“ (AT VII 17-18)

Was hat Descartes festgestellt und was hat er nun vor? (Vgl. zu dieser Aufgabe und den Lösungsvorschlägen Perler: Strategischer Zweifel, S. 12-13)

Er hat festgestellt, dass er viele falsche Meinungen hat und möchte nun einen Umsturz seiner bisherigen Meinungen vornehmen. (Vgl. AT VII 17-18)