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Osteuropäische Geschichte – Aufgaben

Das Quellen- und Literaturverzeichnis zu dieser Seite finden Sie hier.

Aufgabe 1 von 1

Am 21. Dezember 1991 hörte die Sowjetunion offiziell auf zu existieren. Zwei Jahre zuvor war die Berliner Mauer ‚gefallen‘. Weil der Zusammenbruch der Sowjetunion und der Staaten des ‚Ostblocks‘ so schnell kam, erschien er den Zeitgenoss*innen unausweichlich.

Geschichtswissenschaftler*innen haben sich seitdem bemüht, die Vorgänge in übergeordnete Deutungsrahmen einzupassen. Dabei wurde das vordergründig politische Phänomen aus Perspektive verschiedener geschichtlicher Teildisziplinen betrachtet, die unterschiedliche Akzente bei der Untersuchung historischer Phänomene setzen:

  • Gesellschaftsgeschichte fragt, wie historische Gesellschaften konstituiert waren und sich entwickelten.
  • Wirtschaftsgeschichte versucht, die Entwicklungen, Organisation und Handlungslogiken von Volkswirtschaften, Branchen und Akteuren nachzuzeichnen.
  • Alltagsgeschichte befasst sich damit, wie historische Personen ihr Leben, ihre Zeit und die Geschichte wahrgenommen haben. Sie geht also subjektiven Erfahrungen und Wahrnehmungen nach.

Um sich im Studium mit osteuropäischer Geschichte zu befassen, sind Kenntnisse slawischer Sprachen zwar ein großer Vorteil, doch ein beträchtlicher Teil der Forschung ist in englischer oder deutscher Sprache zugänglich.

Ordnen Sie die Zitate der Fachrichtung zu, die die beschriebene Sicht dokumentiert.

„Daß die SED-Diktatur auch einer Gesellschaft im Aufbruch zum Opfer fiel und nicht lediglich dem Versagen ihrer Repressionsorgane, ist nur die Kehrseite der von ihr durchgesetzten jahrzehntelangen Alleinherrschaft des Politischen. Die sorgsam arrangierte Verinselung des Gesellschaftlichen an der lebensweltlichen Basis, diese Bestandsgrundlage staatssozialistischer Herrschaftspraxis, beginnt in den letzten Jahren der DDR zu schwinden. Die mittlerweile unfreiwillig anti-sowjetische Repressionswelle ab Mitte 1988 trägt schon alle Anzeichen einer verspäteten Abwehr. Zugleich bauen sich dem SED-Herrschaftsanspruch zuwiderlaufende soziale ‚Handlungslinien‘ auf. Zunächst existieren sie getrennt voneinander, aber es reicht eine vergleichsweise kurze Zeit ihrer kausalen ‚Verkettung‘, um die SED-Herrschaft zum Einsturz zu bringen.“ (Lindenberger 1999, S. 42f.)

„The 1989 revolutions did not happen because of a broad freedom drive […] The cave-in was unintended, precipitated by Gorbachev’s unilateral removal of the Soviet backstop […] Instead of galvanizing socialist reformers in Eastern Europe, Gorbachev’s stunning repeal of the Brezhnev doctrine caught out the bloc’s uncivil societies, exposing how they had long engaged in breathtaking mismanagement. Above all, they had clung to anticapitalism in the face of an ever-flourishing capitalist Western Europe – from which the uncivil societies had borrowed to avoid making hard choices, running up self-destructive debts in hard currency, as we shall see. Then they borrowed some more. What Gorbachev did was to lay bare how socialism in the bloc had been crushed by competition with capitalism and by loans that could be repaid only by ever-new loans …” (Kotkin 2010, S. xvii)

„This story of 1989’s revolution is quite different from what others have written. Rather than beginning in Moscow […] and cascading outward, it moves back and forth across borders, searching for parallels and influences. There are no miraculous events here, but many years of concerted action. The actors are not the famous dissident intellectuals and the ruthless communists, but hundreds of lesser-known individuals, most of whom, as I write, have yet to reach their forty-fifth birthday. Not, finally, is this a pessimistic story of desperately poor societies demanding a better standard of living […] Instead this is a story of people who began by trying to change what they could (or believed they could). As they succeeded, their ‚concrete‘ efforts contributed to a revolution.” (Kenney 2002, S. 15f.)

1

Gesellschaftsgeschichte

2

Wirtschaftsgeschichte

3

Alltagsgeschichte