Das Business-to-Business-Marketing (B2B) ist nicht auf die Endkund*innen (Konsument*innen) ausgerichtet, sondern auf Organisationen (Unternehmen). So ist z. B. das Marketing eines Maschinenbauunternehmens, welches verfahrenstechnische Anlagen herstellt, auf die Kunden in der Chemie- oder Pharmaindustrie ausgerichtet. Das Kaufverhalten von Organisationen (Unternehmen) unterscheidet sich zum Teil deutlich von dem der Endkund*innen. Man spricht hier auch vom organisationalen Beschaffungsverhalten.
Im B2B-Marketing sind einige Besonderheiten zu beachten. Entscheiden Sie bei den nachfolgenden Aussagen, ob sie richtig oder falsch sind.
richtig
falsch
Die Nachfrage der Organisationen (Unternehmen) ist abgeleitet (derivativ).
Der Nachfragebedarf von Organisationen ist nicht originär, sondern leitet sich aus dem der Kund*innen der Organisationen ab. So leitet sich beispielsweise die Nachfrage nach verfahrenstechnischen Anlagen für die Pharmaindustrie aus der Nachfrage nach Medikamenten ab.
Der Kaufentscheidungsprozess ist wenig formalisiert.
Der komplexe Prozess der Anschaffung eines Investitionsgutes (z. B. verfahrenstechnische Anlage zur Schokoladenherstellung) erfordert ein formalisiertes Verfahren. Zumeist gibt es bei den Kunden Beschaffungsrichtlinien, die im Einzelnen regeln, welche Abteilungen des Unternehmens beim Kauf einzubeziehen und welche Auswahl- und Bewertungsmethoden anzuwenden sind.
Die Kaufentscheidungen werden von mehreren Personen getroffen. Diese Multipersonalität nennt man auch ‚Buying Center‘.
Das Kaufverhalten von Organisationen (Unternehmen) ist dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Mitglieder einer Organisation (z. B. Einkäufer*innen, Produktionsleiter*innen, Geschäftsführer*innen, Qualitätsmanager*innen und externe Berater*innen) am Kaufentscheidungsprozess beteiligt sind. Dieser Sachverhalt wird als ‚Multipersonalität‘ bezeichnet. Die gedankliche Zusammenfassung dieser Personengruppe wird als ‚Buying Center‘ bezeichnet.
Es gibt starke persönliche Kontakte zwischen Anbietern und Nachfragern. Der Vertrieb erfolgt zumeist direkt, ohne Einschaltung von Absatzmittlern.
Bei der Vermarktung von Investitionsgütern entstehen in einem interaktiven Prozess zwischen Anbieter und Nachfrager persönliche Kontakte, die eine wichtige Rolle für den Erfolg der Geschäftsbeziehung spielen. Diese persönlichen Beziehungen müssen im Rahmen des Business-to-Business-Marketings gezielt aufgebaut und gepflegt werden. Der persönliche Verkauf spielt hier eine besonders wichtige Rolle. Der Vertrieb erfolgt also direkt durch die Mitarbeiter*innen des Anbieters, ohne unternehmensexterne Absatzmittler einzuschalten.
Die Geschäftsbeziehungen sind zumeist kurzfristig.
Aus der Langlebigkeit der Investitionsgüter, dem teilweise recht langen Beschaffungsprozess und der Notwendigkeit eines kontinuierlichen Services ergibt sich eine langfristige Geschäftsbeziehung. Um eine derartige langfristige Geschäftsbeziehung zu ermöglichen, sollte der Anbieter im Rahmen des Business-to-Business-Marketings insbesondere ein hohes Maß an Vertrauen bei seinen Kunden aufbauen.
Aufgabe 2 von 5
GESCHÄFTSTYPEN IM B2B-MARKETING
Im B2B-Marketing gibt es recht unterschiedliche Geschäftskonzepte und Vermarktungsprozesse. So erfordert z. B. die Vermarktung eines standardisierten Messgerätes weitaus weniger Bearbeitungsschritte als die Vermarktung einer kundenindividuell entwickelten Anlage zur Herstellung von Kunststoffprofilen. Um hier zur besseren Orientierung eine gewisse Ordnung zu schaffen, werden vier Geschäftstypen unterschieden: Produktgeschäft, Anlagengeschäft bzw. Projektgeschäft, Systemgeschäft und Zuliefergeschäft.
Ordnen Sie die Aussagen im rechten Auswahlfeld den entsprechenden Geschäftstypen zu. Ziehen Sie dafür die einzelnen Aussagen mit der Maus in die richtige Position.
Beim Produktgeschäft …
Beim Anlagengeschäft / Projektgeschäft …
Beim Systemgeschäft …
Beim Zuliefergeschäft …
ist die Geschäftsbeziehung in den meisten Fällen eher von kurzer Dauer.
achtet der Kunde in erster Linie auf den Preis für die im Wettbewerbsvergleich nahezu identische Leistung.
werden die Produkte hauptsächlich kundenanonym auf Lager gefertigt.
gibt es eine geringe Abhängigkeit für Folgekäufe.
gibt es in der Regel einen langen Vermarktungsprozess vor der Herstellung.
werden die Produkte kundenindividuell gefertigt.
gibt es eine hohe Abhängigkeit für Folgekäufe.
gibt es einen ausgeprägten zeitlichen Kaufverbund.
werden die Produkte in enger Kooperation mit dem Kunden entwickelt.
sind Kunde und Zulieferer meist längerfristig aneinander gebunden.
Im Produktgeschäft sind die Individualität der Leistung bzw. die Integration des Kunden sowie die Kontinuität der Geschäftsbeziehung bzw. der Folgekaufcharakter eher niedrig ausgeprägt. Hier werden also in der Regel vorgefertigte und in Massenfertigung erstellte, austauschbare Leistungen auf einem anonymen Markt vermarktet. Die Kunden achten in erster Linie auf den Preis. Der Kunde fragt diese Leistungen zum isolierten Einsatz nach, so dass es keine Abhängigkeit für Folgekäufe gibt.
Beim Anlagengeschäft / Projektgeschäft sind die Individualität der Leistung bzw. die Integration des Kunden hoch. Die komplexen, kundenindividuellen Produkte werden aufwändig speziell für den Kunden entwickelt und hergestellt. Folglich sind im Vorfeld der Herstellung für beide Parteien umfangreiche Abklärungen, langfristige Planungs- und Vermarktungsarbeiten notwendig.
Beim Systemgeschäft entsteht durch die Entscheidung des Kunden für einen bestimmten Anbieter eine starke Bindung. Ein gängiges Beispiel dafür ist die Entscheidung für ein bestimmtes Computersystem (‚Architekturentscheidung‘), die längerfristig weitere Entscheidungen (z. B. bei Erweiterung der Hardware, Aktualisierung der Software) determiniert. Es gibt also einen ausgeprägten zeitlichen Kaufverbund und der Kunde ist langfristig an den Anbieter gebunden. Die Systeme werden aber nicht für einzelne Kunden konzipiert, sondern für den anonymen Markt.
Beim Zuliefergeschäft entwickeln Zulieferer und Kunde gemeinsam neue Produkttechnologien und sind meist längerfristig für die Dauer des Produktlebenszyklus an einander gebunden. Ein Beispiel hierfür sind die individualisierten Leistungsangebote von Zulieferern für Automobilhersteller.
Aufgabe 3 von 5
B2B-VERTRIEBSPROZESS
Der Vertrieb von stark erklärungsbedürftigen Investitionsgütern ist aufwändig. Die Akquisition dauert häufig lange und der Vertriebsprozess ist nach dem erfolgreichen Vertragsabschluss noch längst nicht abgeschlossen.
Wir sollte man im B2B-Vertrieb vorgehen? Bringen Sie die Arbeitsschritte des Vertriebsprozesses in die richtige Reihenfolge.
Vertriebsstrategie
langfristig ausgelegte Planung der Vertriebsaktivitäten und Vertriebsgestaltung
Persönliche und / oder mediale Kundenbetreuung (z. B. Newsletter); Wartung; Service; Reklamationsbearbeitung
Vertriebscontrolling
Steuerung, Koordination und Kontrolle der Vertriebsprozesse und -systeme
Der Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen auf B2B-Märkten ist ein zumeist langwieriger Prozess, der über das reine ‚Verkaufen‘ weit hinausreicht. Ausgehend von einer langfristig ausgelegten Planung der Vertriebsaktivitäten erstreckt sich der Gesamtprozess über einzelne Prozessschritte bis hin zu systematischen Controllingaktivitäten. Besonders aufwändig sind dabei die Kundensuche und Kontaktaufnahme sowie die Angebotserstellung. Jeder Kunde ist individuell anzusprechen und ein auf seinen individuellen Bedarf ausgerichtetes Angebot zu erstellen.
Aufgabe 4 von 5
VERTRIEBSSTRATEGIEN
Beim flächendeckenden Vertrieb strebt ein Unternehmen an, dass die Produkte überall erhältlich sind. Es gibt bei der Auswahl der Händler bzw. Absatzmittler keine spezifischen Auswahlkriterien. Damit ist das Unternehmen umfassend präsent, kann jedoch die Umgebung, in der die Produkte präsentiert werden, nicht überall vergleichbar gestalten.
Beim selektiven Vertrieb hingegen werden die Absatzmittler gezielt ausgewählt nach bestimmten Kriterien wie Größe, Lage, Fachwissen oder ähnlichem. So wird ein gewisses Qualifikationsniveau bei der Beratung sowie eine ansprechende Umgebung angestrebt. Jedoch wird dadurch die Marktabdeckung eingeschränkt, weil nicht überall geeignete Absatzmittler zur Verfügung stehen könnten.
Noch weiter geht die exklusive Distribution. Hier kann den Absatzmittlern auch eine quantitative Beschränkung auferlegt werden, so dass sie nur eine begrenzte Anzahl der Produkte geliefert bekommen, evtl. haben dann diese Absatzmittler sogar für ein Gebiet das alleinige Vertriebsrecht. Dies schafft noch stärkere wechselseitige Abhängigkeiten, kann jedoch den Exklusivitätsanspruch der Produkte betonen.
Welche Vertriebsstrategie wird in der Automobilindustrie zu den Endkund*innen hin hauptsächlich verwendet?
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flächendeckender Vertrieb
selektiver Vertrieb
exklusiver Vertrieb
keine der Optionen
Aufgabe 5 von 5
REISENDE VS. HANDELSVERTRETER*INNEN
Im Vertrieb von Waren und Dienstleistungen können Unternehmen auf Reisende oder Handelsvertreter*innen zurückgreifen. Reisende sind beim Unternehmen selbst angestellt und erhalten damit ein Gehalt und sind sozialversicherungspflichtig. Dieses Gehalt und die Nebenkosten stellen Fixkosten dar, denn sie fallen immer an, unabhängig davon, ob die Reisenden für Umsatz sorgen oder nicht. Dafür sind sie weisungsgebunden und die Unternehmen können so direkt in den Vertrieb eingreifen. Als Anreiz bekommen diese Mitarbeitenden oftmals einen Bonus, wenn sie etwas verkaufen.
Handelsvertreter*innen wiederum sind nicht fest angestellt, sondern arbeiten selbstständig. Sie bekommen bei einem Verkauf einen gewissen Anteil am Verkaufsvolumen, entweder relativ zur verkauften Summe oder fix je Bestellung. Es gibt auch Mischformen. Damit fallen Kosten nur dann an, wenn diese Personen auch tatsächlich Produkte verkauft haben. Es kann aber bei hohen Umsätzen billiger sein, Reisende einzustellen, was im Einzelfall geklärt werden muss. Nachteilig ist bei Handelsvertreter*innen auch, dass die Unternehmen nicht direkt in die Verkäufe eingreifen können.
Gegeben seien folgende Werte für ein Unternehmen zur Auswahl von Reisenden oder Handelsvertreter*innen:
Fixgehalt Reisende = 100.000 Euro inkl. Nebenkosten;
Fixum Handelsvertreter*in = 0 Euro;
Provisionssatz Reisende = 3 % vom Umsatz;
Provisionssatz Handelsvertreter*in = 10 % vom Umsatz;
erwartete Umsätze = 2 Mio. Euro.
Welche Vertriebsform wählen Sie bei 2 Mio. € erwartetem Umsatz?
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Handelsvertreter*innen
Reisende
Gegenüberstellung der Kosten für Reisende (Fixkosten zzgl. variabler Beteiligung am Umsatz) und der Kosten für Handelsvertreter*innen (10 % des Umsatzes):
100.000,- € + 3 % x Umsatz = 10% x Umsatz
100.000,- € = 7 % (0,07) x Umsatz
Umformen und auflösen ergibt 1.426.571,43 € als Schwelle. Bis zu diesem Punkt sind Handelsvertreter*innen kostengünstiger, darüber hinaus Reisende.