Zur Zeit der Streitenden Reiche (ca. 400-221 v. Chr.) blühten die sogenannten „Hundert Schulen“ der Philosophie und legten die Grundlage für die weitere Entwicklung der chinesischen Geistesgeschichte. Nachdem zur Han-Zeit um etwa 100 v. Chr. der Konfuzianismus zur Staatsdoktrin erhoben wurde, verdrängte er viele andere Geistesströmungen. Zur Zeit des staatlichen Zerfalls von etwa 200-600 n. Chr., dem „Zeitalter der Religion“, blühten wiederum der Daoismus und der Buddhismus. Um etwa 1000 n. Chr. begann der Neokonfuzianismus die Regeln der sozialen Ethik, wie sie Konfuzius vertreten hatte, metaphysisch umzudeuten.

Die frühen Dynastien folgten der Elementelehre und richteten die Farbe der Staatsgewänder nach dem gewählten bzw. vorherrschenden Element aus. Die Qin (221-206 v. Chr.) nutzten schwarze Staatsroben, die Han (206 v. Chr.-220 n. Chr.) rote. Diese Elemente sind nicht chemisch gemeint wie bei den alten Griechen (Feuer, Erde, Wasser, Luft), sondern als transzendente Faktoren gedacht, die sich über die Zeit hinweg verändern (wie Mondphasen oder astronomische Bahnen) und deren Einfluss entsprechend stärker oder schwächer wird, und die sich gegenseitig hervorbringen oder verdrängen können. Die fünf Elemente waren Feuer, Wasser, Metall, Holz und Erde. Man operierte mit dem Konzept der „Elemente“ (besser als „Phasen“ oder „Prozesse“ zu übersetzen, da sie sich verändern), und zwar auf einer Makro- und einer Mikroebene. Auf der Makroebene beherrschte ein vorhandenes Element den Kosmos, die Natur und auch den Staat. Es konnte sich spontan in eine andere Phase umwandeln und so völlig neue Konstellationen bedingen. Die Phasen korrelieren mit Himmelsrichtungen, Jahreszeiten, Planeten, Farben, Musiktönen, Zahlen, bestimmten Haustieren und Feldfrüchten. Auf der Mikroebene determinieren die Fünf Phasen den menschlichen Körper und die Korrelation zwischen Organen, Gerüchen, Geschmack, Körperflüssigkeiten und Gewebsarten. Daher wird das Konzept der Fünf Phasen auch heute noch in der traditionellen chinesischen Medizin angewendet (Fung 1952, 159-169; Schwartz 1985: 356-369).

Religiöse Freiheit war in China immer in relativ hohem Maße gegeben, auch wenn es hin und wieder zu Verboten kam. Die Proskription des Buddhismus 845 zum Beispiel war darauf zurückzuführen, dass durch die Befreiung von Steuern derart viele Leute in Klöster eintraten, dass die Staatskasse empfindliche Einbußen verzeichnete. Geld, das für prachtvolle Pagoden oder Buddhastatuen aufgewendet wurde, fehlte woanders. Volksreligiosität wurde dann unterdrückt, wenn sich Führer herausbildeten, die als „Messias“ auftraten und sich zum Gegenkaiser ausriefen. Den pseudo-christlichen Taiping gelang es 1850, für mehr als ein Jahrzehnt, halb China unter ihre Kontrolle zu bringen. Ihr Gründer und erster Kaiser hatte nur eine vage Idee vom Christentum, sah sich aber als Bruder Jesu an. Viele Ideen der Taiping waren revolutionär: Landreform, Gleichheit der Geschlechter, Kampf gegen Alkohol, Prostitution und Opium. Aber gerade auf moralischem Gebiet versagte die Führung der Taiping und endete in Despotie und Korruption. Die legitime Regierung Chinas, die Qing-Dynastie, reformierte und modernisierte derweil mit Hilfe der Ausländer ihre Armee und schlug die Taiping bis 1864 nieder. Auch heute noch geht das Gespenst der religiösen Massenbewegungen um, und 1999 reagierte die Führung der VR China heftig auf die Demonstrationen der Falungong-Sekte, denn sie sah in der populären Qigong-Bewegung eine politische Gefahr.