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Praktische Theologie: Religionspädagogik – Schöpfer- und Schöpfungskonzepte

Die Religionspädagogik kommt ihrem generellen Auftrag, Einstellungen, Haltungen und Konzepte von Lernenden mit der christlichen Glaubenstradition zu verbinden, auch im Hinblick auf ‚Schöpfung‘ nach.

Besonders durch die priesterschriftliche Schöpfungserzählung (Gen 1-2,4b) ist in der jüdisch-christlichen Tradition die glaubende Gewissheit verankert, dass Gott der Schöpfer der Welt ist und den Menschen ein Auftrag zur Erhaltung dieser Schöpfung zukommt. Und auch im Denken und Handeln von Jugendlichen steht der Klima- und Umweltschutz u.a. durch die Friday-for-future-Bewegung aktuell hoch im Kurs. Dass sich diese beiden Erkenntnisse aus Glaubens- und Lebenswelt im Sinne religiöser Bildung verbinden lassen, scheint auf der Hand zu liegen.

Um religiöse Lern- und Bildungsprozesse präziser an der Vorstellungswelt der Lernenden auszurichten, braucht es jedoch empirisch validierte Erkenntnisse darüber, ob und wie Jugendliche Welt und Schöpfung sowie Welt und Gott zusammendenken. Die folgenden Aufgaben geben vor diesem Hintergrund exemplarische Einblicke in Studien, die diese Zusammenhänge bearbeiten und gewähren dadurch Einblicke in das religionspädagogische Denken und Arbeiten.


Das Quellen- und Literaturverzeichnis zu dieser Seite finden Sie hier.

Aufgabe 1 von 3

DENKMÖGLICHKEITEN DES GÖTTLICHEN WIRKENS BEI DER SCHÖPFUNG – EIN WAHRNEHMUNGSRASTER

„Wie ist'n das jetzt mit der Schöpfung? Das mit der Erschaffung der Welt in 7 Tagen stimmt doch gar nicht. Wir wissen heute doch, dass das der Urknall war!“ (Junge, 12 J). Solche und ähnliche Fragen des (schulischen) Alltags zeigen, dass ‚Schöpfung‘ nicht nur ein Kernthema der Theologie, sondern auch ein wichtiger und lebensnaher Lerngegenstand im Religionsunterricht ist.

Um adressat*innenbezogene Lehr- und Lernprozesse über ‚Schöpfung‘ gestalten, planen und durchführen zu können, müssen Religionslehrer*innen – wie das Schülerzitat zeigt – nicht nur wissen, wie die Theologie Gott und Welt zusammendenkt. Vielmehr ist es auch entscheidend zu wissen, welche Haltungen, Einstellungen und Konzepte Kinder und Jugendliche diesbezüglich haben – z.B. zur Frage: Inwiefern und wann wirkt in den Augen von Kindern und Jugendlichen Gott als Schöpfer bei der (natürlichen) Entstehung und Entwicklung des Kosmos (mit)?

Um zu ergründen, was sich Kinder und Jugendliche zu dieser Frage denken, haben Religionspädagog*innen ein Wahrnehmungsraster denkmöglicher Antworten erstellt, Interviews geführt und ausgehend davon Entwicklungstendenzen beforscht. Die folgenden Aufgaben erlauben Ihnen einen exemplarischen Einblick in diese Forschungswerkstatt.

Ordnen Sie den möglichen Einstellungen von Jugendlichen die passenden Kriterien zu, sodass eine Systematik der Einstellungen zum göttlichen Wirken bei der Schöpfung entsteht!

Eine einzige Ebene für Natur und Gott
   
Zwei Ebenen: jeweils eine für Natur und Gott
   
Nur Gott wirkt
   
Nur die Natur wirkt
   
Gott und die Natur wirken
   

Purer Schöpfungsglaube: Gott erschafft unmittelbar und greift direkt in einen Kosmos ohne Eigendynamik ein.

Naturwissenschaftliche Deutungsmuster und Schöpfungsglaube 1: Gott erschafft unmittelbar und greift kausal in einen Kosmos mit begrenzter Eigendynamik ein.

Ausschließlich naturwissenschaftliche Deutungsmuster: Gott erschafft nichts und greift nicht ein.

Naturwissenschaftliche Deutungsmuster und Schöpfungsglaube 2: Gott erschafft mittelbar, indem er die natürlichen Zweitursachen trägt. Gott greift nicht direkt in den eigendynamischen Kosmos ein.

Das von Ihnen zusammengesetzte Wahrnehmungsraster erlaubt es Theolog*innen und Religionslehrer*innen, Annahmen über das göttliche Schöpfungshandeln zu systematisieren. Dies hilft zum einen dabei, die eigenen Konzepte in den Horizont denkmöglicher Optionen einzuordnen. Zum anderen hilft es auch, Konzepte von Kindern und Jugendlichen – u.a. im Religionsunterricht – achtsam wahrzunehmen und passgenau auf diese zu reagieren.