Die Alttestamentliche Wissenschaft befasst sich mit der methodisch verantworteten Erforschung und Auslegung sowie der Vermittlung des Alten Testaments. Die Texte dieses ersten Teils der christlichen Bibel begegnen in der Gestalt der Hebräischen Bibel, die auch die heilige Schrift des Judentums ist. Das Alte Testament ist nicht als historischer Bericht zu verstehen, sondern erzählt Geschichten Gottes mit den Menschen, insbesondere mit seinem Volk Israel.

Die Texte des Alten Testaments stellen aufgrund der historischen Distanz für moderne Leserinnen und Leser oftmals große Anforderungen an das Verstehen der verwendeten Sprache, Metaphern und Bilder. Erste und grundlegende Aufgabe des Fachs ist es daher, in methodisch und hermeneutisch reflektierter Weise die Texte historisch, literaturwissenschaftlich und vor allem theologisch zu analysieren und auszulegen. Alttestamentliche Wissenschaft bedient sich dabei verschiedener anderer Wissenschaften, z.B. Sprach- und Literaturwissenschaften, Archäologie, Geschichtswissenschaften und Orientalistik.

Die Texte haben häufig eine lange Geschichte sowohl der Entstehung als auch der Bearbeitung bzw. Fortschreibung durchlaufen, die auch immer wieder Neuinterpretation bedeutet. Dadurch sind sie zugleich transparent für neue Lebenssituationen, das heißt sie lassen sie wie eine Folie so auf heutige Gegebenheiten und Erfahrungen legen, dass immer Neues durchscheint. Auf diese Weise können Leserinnen und Leser von den in den alttestamentlichen Texten gespiegelten Gottes- und Lebenserfahrungen profitieren und ihre theologische Rede von Gott, Mensch und Welt reflektieren. Texte und Vorstellungen des Alten Testaments prägen seit Jahrhunderten vielfältige kulturelle Zusammenhänge. Sie haben bis heute eine wichtige identitätsstiftende Funktion für die sogenannte westliche Welt.

Die folgenden Aufgaben sollen exemplarisch zeigen, wie das Alte Testament einerseits in seiner altorientalischen Umwelt verwurzelt ist und andererseits Anregungen für moderne Fragen bieten kann.