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Altes Testament – Schöpfung in Psalm 104

Dieses Aufgabengebiet wurde erstellt von Ruth Ebach und Desiree Zecha.


In diesem Aufgabengebiet aus der Disziplin Altes Testament können Sie einige der für die historisch-kritische Exegese klassischen Methodenschritte kennen lernen. Der Fokus liegt im Folgenden auf der Anfertigung einer geeigneten Übersetzung von Psalm 104, der Traditions- und Motivgeschichte – in diesem Beispiel auch im Vergleich zu einem wichtigen Text aus dem Alten Ägypten – und der Redaktionsgeschichte. So kann genauer herausgearbeitet werden, worum es in diesem schönen und hochtheologischen Psalm geht, wie sich seine Aussagen im Vergleich zu anderen Schöpfungsaussagen im AT und seinem Umfeld beschreiben lassen und welche Rolle der Psalm neben seinen ‚Nachbarn‘ im Psalmenbuch spielt.

Wenn Sie Näheres zu den Methodenschritten Textkritik (Wie kann man den ursprünglichen Wortlaut eines biblischen Textes rekonstruieren und warum wurde dieser verändert?), Literarkritik (Wie sind die Texte entstanden?), Kontextanalyse (Wo beginnt und wo hört ein Textabschnitt auf?) und mehr zur Traditions- und Motivgeschichte erfahren wollen, dann schauen Sie sich die Aufgaben aus dem Bereich Neues Testament an.

Für die Bearbeitung dieser Aufgaben ist es gut, eine Bibel zur Hand zu haben (Onlinebibeln finden Sie z.B. unter www.bibelwissenschaft.de). Bibelstellen werden angegeben, indem zunächst der Titel der biblischen Schrift, dann das Kapitel und zuletzt der Vers genannt werden, z.B. Psalm oder Ps 104,5 (= 104. Psalm, 5. Vers).


Das Quellen- und Literaturverzeichnis zu dieser Seite finden Sie hier.

Aufgabe 1 von 5

ÜBERSETZUNG DES TEXTES

Der erste Schritt einer biblischen Exegese ist die Übersetzung. Jeder biblische Text, ob in althebräischer, aramäischer oder in griechischer Sprache, muss, bevor Sie ihn auslegen können, aus der Ursprache übersetzt werden. Hierbei kommt es darauf an, die Ausgangs- (oder Ur-)Sprache möglichst genau abzubilden und auch Auffälligkeiten im Satzbau oder in der Wortwahl im Deutschen aufzuzeigen.

Unten finden Sie den althebräischen Text sowie drei Übersetzungen von Psalm 104 – einem Hymnus, der sich mit der Schöpfung durch Gott auseinandersetzt. Falls Sie Althebräisch bereits gelernt haben, dürfen Sie die Übersetzungen natürlich auch ignorieren und sich selbst einmal an einer Übersetzung des Althebräischen versuchen. Ansonsten sehen Sie sich die drei Übersetzungen einmal genau an.

Für den Fall, dass Sie des Althebräischen (bisher) nicht mächtig sind, wenden Sie sich den drei verschiedenen deutschen Übersetzungen / Übertragungen der Verse zu. Sie können natürlich auch noch andere Übersetzungen, die Sie beispielsweise im Internet finden, hinzuziehen.

Vergleichen Sie die verschiedenen Übersetzungen – was fällt Ihnen auf?

An welchen Stellen unterscheiden sie sich?

Welche Übersetzung wählen Sie für Ihre Exegese? Aus welchem Grund? (Sie können Ihren Arbeitstext auch aus den unterschiedlichen Übersetzungen zusammensetzen).

 

Es kann hilfreich sein, sich bei diesem Schritt mit einer Person auszutauschen, die das Althebräische beherrscht.

Als kleines Gedankenexperiment können Sie vorab besonders Überlegungen zu drei Wörtern anstellen:
 

1.    hebr. nephesch (נפש) aus Psalm 104,1 (Luther-Bibel und Elberfelder-Bibel: Seele; Gute Nachricht: Herz)
2.    JHWH / Herr
3.    Lohe aus Psalm 104,4 (Elberfelder-Bibel)

1בָּרֲכִ֥י נַפְשִׁ֗י אֶת־יְה֫וָ֥ה יְהוָ֣ה אֱ֭לֹהַי גָּדַ֣לְתָּ מְּאֹ֑ד הֹ֭וד וְהָדָ֣ר לָבָֽשְׁתָּ׃

2עֹֽטֶה־אֹ֭ור כַּשַּׂלְמָ֑ה נֹוטֶ֥ה שָׁ֝מַ֗יִם כַּיְרִיעָֽה׃

3הַ֥מְקָרֶֽה בַמַּ֗יִם עֲֽלִיֹּ֫ותָ֥יו הַשָּׂם־עָבִ֥ים רְכוּבֹ֑ו הַֽ֝מְהַלֵּ֗ךְ עַל־כַּנְפֵי־רֽוּחַ׃

4עֹשֶׂ֣ה מַלְאָכָ֣יו רוּחֹ֑ות מְ֝שָׁרְתָ֗יו אֵ֣שׁ לֹהֵֽט׃

5יָֽסַד־אֶ֭רֶץ עַל־מְכֹונֶ֑יהָ בַּל־תִּ֝מֹּ֗וט עֹולָ֥ם וָעֶֽד׃

6תְּ֭הֹום כַּלְּב֣וּשׁ כִּסִּיתֹ֑ו עַל־הָ֝רִ֗ים יַֽעַמְדוּ־מָֽיִם׃

7מִן־גַּעֲרָ֣תְךָ֣ יְנוּס֑וּן מִן־קֹ֥ול רַֽ֝עַמְךָ֗ יֵחָפֵזֽוּן׃

8יַעֲל֣וּ הָ֭רִים יֵרְד֣וּ בְקָעֹ֑ות אֶל־מְ֝קֹ֗ום זֶ֤ה׀ יָסַ֬דְתָּ לָהֶֽם׃

9גְּֽבוּל־שַׂ֭מְתָּ בַּל־יַֽעֲבֹר֑וּן בַּל־יְ֝שׁוּב֗וּן לְכַסֹּ֥ות הָאָֽרֶץ׃
[…]
14
מַצְמִ֤יחַ חָצִ֨יר׀ לַבְּהֵמָ֗ה וְ֭עֵשֶׂב לַעֲבֹדַ֣ת הָאָדָ֑ם לְהֹ֥וצִיא לֶ֝֗חֶם מִן־הָאָֽרֶץ׃

15וְיַ֤יִן׀ יְשַׂמַּ֬ח לְֽבַב־אֱנֹ֗ושׁ לְהַצְהִ֣יל פָּנִ֣ים מִשָּׁ֑מֶן וְ֝לֶ֗חֶם לְֽבַב־אֱנֹ֥ושׁ יִסְעָֽד:
[…]
20
תָּֽשֶׁת־חֹ֭שֶׁךְ וִ֣יהִי לָ֑יְלָה בֹּֽו־תִ֝רְמֹ֗שׂ כָּל־חַיְתֹו־יָֽעַר׃

21הַ֭כְּפִירִים שֹׁאֲגִ֣ים לַטָּ֑רֶף וּלְבַקֵּ֖שׁ מֵאֵ֣ל אָכְלָֽם׃

22תִּזְרַ֣ח הַ֭שֶּׁמֶשׁ יֵאָסֵפ֑וּן וְאֶל־מְ֝עֹונֹתָ֗ם יִרְבָּצֽוּן׃

23יֵצֵ֣א אָדָ֣ם לְפָעֳלֹ֑ו וְֽלַעֲבֹ֖דָתֹ֣ו עֲדֵי־עָֽרֶב׃

24מָֽה־רַבּ֬וּ מַעֲשֶׂ֨יךָ׀ יְֽהוָ֗ה כֻּ֭לָּם בְּחָכְמָ֣ה עָשִׂ֑יתָ מָלְאָ֥ה הָ֝אָ֗רֶץ קִנְיָנֶֽךָ׃

25זֶ֤ה׀ הַיָּ֥ם גָּדֹול֮ וּרְחַ֪ב יָ֫דָ֥יִם שָֽׁם־רֶ֭מֶשׂ וְאֵ֣ין מִסְפָּ֑ר חַיֹּ֥ות קְ֝טַנֹּ֗ות עִם־גְּדֹלֹֽות׃

26שָׁ֭ם אֳנִיֹּ֣ות יְהַלֵּכ֑וּן לִ֝וְיָתָ֗ן זֶֽה־יָצַ֥רְתָּ לְשַֽׂחֶק־בֹּֽו׃

27כֻּ֭לָּם אֵלֶ֣יךָ יְשַׂבֵּר֑וּן לָתֵ֖ת אָכְלָ֣ם בְּעִתֹּֽו׃

28תִּתֵּ֣ן לָ֭הֶם יִלְקֹט֑וּן תִּפְתַּ֥ח יָֽ֝דְךָ֗ יִשְׂבְּע֥וּן טֹֽוב׃

29תַּסְתִּ֥יר פָּנֶיךָ֮ יִֽבָּהֵ֫ל֥וּן תֹּסֵ֣ף ר֭וּחָם יִגְוָע֑וּן וְֽאֶל־עֲפָרָ֥ם יְשׁוּבֽוּן׃

30תְּשַׁלַּ֣ח ר֭וּחֲךָ יִבָּרֵא֑וּן וּ֝תְחַדֵּ֗שׁ פְּנֵ֣י אֲדָמָֽה׃
[…]
35bבָּרֲכִ֣י נַ֭פְשִׁי אֶת־יְהוָ֗ה הַֽלְלוּ־יָֽהּ:

Luther-Bibel (1984)[1]

Elberfelder Bibel[2]

Gute Nachricht[3]

1 Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt.

1 Preise den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr groß, mit Majestät und Pracht bist du bekleidet.

1 Auf, mein Herz, preise den HERRN! HERR, mein Gott, wie groß du bist! In Hoheit und Pracht bist du gekleidet,

2 Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich;

2 Du, der in Licht sich hüllt wie in ein Gewand, der den Himmel ausspannt gleich einer Zeltdecke,

2 in Licht gehüllt wie in einen Mantel. Den Himmel spannst du aus wie ein Zeltdach.

3 du baust deine Gemächer über den Wassern. Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und kommst daher auf den Fittichen des Windes,

3 der seine Obergemächer errichtet in den Wassern, der Wolken macht zu seinem Wagen, der einherzieht auf den Flügeln des Windes,

3 Droben über dem Himmelsozean hast du deine Wohnung gebaut. Du nimmst die Wolken als Wagen oder fliegst auf den Flügeln des Windes.

4 der du machst Winde zu deinen Boten und Feuerflammen zu deinen Dienern;

4 der Winde zu seinen Boten macht, Feuer und Lohe zu seinen Dienern:

4 Stürme sind deine Boten und das Feuer ist dein Gehilfe.

5 der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich.

5 Er hat die Erde gegründet auf ihre Grundfesten. Sie wird nicht wanken immer und ewig.

5 Du hast die Erde auf Pfeilern erbaut, nun steht sie fest und stürzt nicht zusammen.

6 Mit Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen.

6 Die Urflut bedeckte sie wie ein Kleid, das Wasser stand über den Bergen.

6 Die Fluten hatten das Land bedeckt, das Wasser stand über den Bergen.

7 Aber vor deinem Schelten flohen sie, vor deinem Donner fuhren sie dahin.

7 Vor deinem Schelten floh es, vor dem Schall deines Donners wurde es fortgetrieben.

7 Vor deiner Stimme bekam es Angst; es floh vor dem Grollen deines Donners.

8 Die Berge stiegen hoch empor, und die Täler senkten sich herunter zum Ort, den du ihnen gegründet hast.

8 Die Berge erhoben sich, es senkten sich die Täler an den Ort, den du ihnen bestimmt hattest.

8 Von den Bergen floss es ab in die Täler, an den Ort, den du ihm zugewiesen hast.

9 Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken.

[…]

9 Du hast eine Grenze gesetzt, die überschreitet es nicht. Es wird nicht zurückkehren, die Erde zu bedecken.

[…]

9 Dann hast du dem Wasser Grenzen gesetzt, nie wieder darf es die Erde überfluten.

[…]

14 Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst,

14 Der Gras hervorsprossen lässt für das Vieh und Pflanzen zum Dienst des Menschen, damit er Brot hervorbringe aus der Erde

14 Du lässt das Gras sprießen für das Vieh und lässt die Pflanzen wachsen, die der Mensch für sich anbaut, damit die Erde ihm Nahrung gibt:

15 dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.

[…]

15 und Wein, der des Menschen Herz erfreut; damit er das Angesicht glänzend mache vom Öl und Brot des Menschen Herz stärke.

[…]

15 Der Wein macht ihn froh, das Öl macht ihn schön, das Brot macht ihn stark.

[…]

20 Du machst Finsternis, dass es Nacht wird; da regen sich alle wilden Tiere,

20 Du bestellst Finsternis, und es wird Nacht. In ihr regen sich alle Tiere des Waldes.

20 Schickst du die Dunkelheit, so wird es Nacht und die Tiere im Dickicht regen sich.

21 die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub und ihre Speise suchen von Gott.

21 Die Junglöwen brüllen nach Raub, sie fordern von Gott ihre Speise.

21 Die jungen Löwen brüllen nach Beute; sie erwarten von dir, Gott, dass du sie satt machst.

22 Wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon und legen sich in ihre Höhlen.

22 Geht die Sonne auf, ziehen sie sich zurück und lagern sich in ihren Verstecken.

22 Geht dann die Sonne auf, so ziehen sie sich zurück und ruhen in ihren Verstecken aus.

23 So geht dann der Mensch aus an seine Arbeit und an sein Werk bis an den Abend.

23 Der Mensch geht aus an sein Werk, an seine Arbeit bis zum Abend.

23 Nun erwacht der Mensch; er geht an seine Arbeit und müht sich, bis es wieder Abend wird.

24 HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

24 Wie zahlreich sind deine Werke, HERR! Du hast sie alle mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll deines Eigentums.

24 HERR, was für Wunder hast du vollbracht! Alles hast du weise geordnet; die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.

25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt's ohne Zahl, große und kleine Tiere.

25 Da ist das Meer, groß und ausgedehnt nach allen Seiten. Dort ist ein Gewimmel ohne Zahl: Tiere klein und groß.

25 Da ist das weite, unermessliche Meer, darin wimmelt es von Lebewesen, von großen und kleinen Tieren.

26 Dort ziehen Schiffe dahin; da sind große Fische, die du gemacht hast, damit zu spielen.

26 Da ziehen Schiffe einher, der Leviatan, den du gebildet hast, um mit ihm zu spielen.

26 Schiffe ziehen dort ihre Bahn und die gefährlichen Meerungeheuer –du hast sie geschaffen, um damit zu spielen.

27 Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.

27 Sie alle warten auf dich, dass du ihnen ihre Speise gibst zu seiner Zeit.

27 Alle deine Geschöpfe warten darauf, dass du ihnen Nahrung gibst zur rechten Zeit.

28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.

28 Du gibst ihnen: Sie sammeln ein. Du tust deine Hand auf: Sie werden gesättigt mit Gutem.

28 Sie nehmen, was du ihnen ausstreust; du öffnest deine Hand und sie alle werden satt.

29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.

29 Du verbirgst dein Angesicht: Sie erschrecken. Du nimmst ihren Lebensatem weg: Sie vergehen und werden wieder zu Staub.

29 Doch wenn du dich abwendest, sind sie verstört. Wenn du den Lebenshauch zurücknimmst, kommen sie um und werden zu Staub.

30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.

[…]

30 Du sendest deinen Lebenshauch aus: Sie werden geschaffen; du erneuerst die Flächen des Ackers.

[…]

30 Schickst du aufs Neue deinen Atem, so entsteht wieder Leben. Du erneuerst das Gesicht der Erde.

[…]

35b Lobe den HERRN, meine Seele! Halleluja!

35b Preise den HERRN, meine Seele! Halleluja!

35b Auf, mein Herz, preise den HERRN!

Das althebräische Wort nephesch wird zwar in vielen Übersetzungen als ‚Seele‘ übersetzt (siehe Psalm 104,1), aber es hat unterschiedliche Bedeutungen. Es kann zum Beispiel Kehle, Hals, Begehren, Seele, Leben oder Person heißen oder einfach ein Personalpronomen ersetzen und sich damit auf die ganze Person beziehen. Auch ‚Lebendigkeit‘ oder ‚Vitalität‘ sind Bedeutungsaspekte. Wenn dieses Wort im Althebräischen benutzt wird, meint der Autor also nicht unbedingt das, was wir heute unter ‚Seele‘ verstehen (also etwas Transzendentes / Spirituelles, das vom Körper unterschieden ist), sondern häufig die ‚individuelle Lebenskraft‘, die einzelne Person (vgl. Janowski, Konfliktgespräche, 205).

JHWH, in der christlichen Tradition spricht man dieses Wort meist ‚Jahwe‘ aus, ist der Name des Gottes Israels. Im Althebräischen finden wir für den Gottesnamen das Tetragramm יהוה (yhwh), das in der Regel von gläubigen Juden und Jüdinnen aus Respekt vor diesem Namen nicht ausgesprochen wird. Wenn alttestamentliche Texte laut vorgelesen werden, wird anstelle des Gottesnamens häufig das Wort ‚adonaj‘ benutzt, was soviel bedeutet wie ‚mein Herr‘. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, kommt der Gottesname JHWH (Jahwe) nicht vor. Die Übersetzer benutzten hier gleich den Ehrentitel ‚kyrios‘ – Herr.

Daher erklärt sich, warum in vielen Bibelübersetzungen anstatt des althebräischen Gottesnamens yhwh ‚Herr‘ oder ‚HERR‘ steht.

In Psalm 104,4 steht die Wortverbindung ‚אש להט‘ (esch lohat), was man als ‚(große) Feuerflamme‘ übersetzen könnte. In der Elberfelder Bibel steht die Übersetzung ‚Lohe‘, ein altes Wort für Feuer(flamme), das wahrscheinlich mit dem Wort für ‚Licht‘ verwandt ist.

In den verschiedenen Übersetzungen fallen sowohl in der Wortwahl als auch in Bezug auf die Nähe zum heute gesprochenen Deutsch Unterschiede auf (vgl. auch die Erläuterungen zu den Übersetzungen in den Fußnoten).

Bei der Wortwahl gibt es beispielsweise einen Unterschied zwischen ‚Seele‘ und ‚Herz‘. Im Hebräischen steht hier נפשnephesch‘, was ursprünglich ‚Kehle‘ bedeutet. Im Althebräischen bezieht sich dieses Wort zumeist auf die ganze Person oder das Sein des Menschen.

Die Gute Nachricht fügt der Aufforderung zum Lobpreis noch ein ‚auf!‘ hinzu, – der Aufruf zum Loben erhält hierdurch mehr Intensität. Da die beiden anderen Übersetzungen diese Partikel nicht haben, kann man davon ausgehen, dass sich diese besondere Aufforderung im hebräischen Text nicht findet – was auch der Fall ist: Im Hebräischen steht ein gewöhnlicher Imperativ.

In allen drei Übersetzungen fällt auf, dass statt des Tetragramms, also des Gottesnamens JHWH, ‚HERR‘ steht, was auf die Verwendung des Wortes ‚kyrios‘ (griech. ‚Herr‘) in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, zurückgeht und eine Art ist, den Gottesnamen zu ehren, indem man ihn nicht ausspricht oder schreibt.

In Vers 4 steht ‚Feuer und Lohe‘ (Elberfelder), ‚Feuerflammen‘ (Luther 1984), ‚Feuer‘ (Gute Nachricht). Das Wort ‚Lohe‘ ist heute schwer verständlich. In einer Übersetzung ins heutige Deutsch würde es sich anbieten, von einer ‚großen Flamme‘ zu sprechen.

Will man in der Exegese von einer besonders textnahen Übersetzung ausgehen, bietet es sich an, die Elberfelder Übersetzung zu wählen.