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Der Begriff Philosophie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie ‚Liebe zur Weisheit‘. (Anzenbacher: Philosophie, S. 16)

Der US-amerikanische Philosoph Thomas Nagel beschreibt eine Vielzahl von Ideen, die in unserem Alltagsverständnis verankert sind. Diese Ideen stellen wir nicht in Frage, wir setzen sie einfach voraus, um in unserem Alltag zurechtzukommen. Das sind Konzepte wie zum Beispiel ‚Wissen‘, ‚Zeit‘, ‚Zahlen‘, ‚Sprache‘, ‚richtig und falsch‘. Die Philosophie hinterfragt diese grundlegenden Ideen. (Vgl. Nagel: What does it all mean? S. 5) Nagel nennt die folgenden Beispiele: Historiker*innen fragen nach Geschehnissen, die sich zu einer bestimmten Zeit ereignet haben. Philosophen*innen fragen jedoch: ‚Was ist überhaupt Zeit?’ Physiker*innen fragen, woraus Atome bestehen, Philosoph*innen fragen, woher wir wissen können, dass es etwas außerhalb unseres Geistes gibt. Mathematiker*innen untersuchen die Beziehungen zwischen Zahlen, Philosoph*innen fragen: ‚Was ist überhaupt eine Zahl?’ Psycholog*innen untersuchen, wie Kinder Sprache lernen, Philosoph*innen fragen ‚Was heißt es, dass ein Wort eine bestimmte Bedeutung hat?’ Jeder fragt sich, ob es richtig ist, sich in ein Kino zu schmuggeln ohne zu bezahlen. Philosoph*innen fragen: ‚Was macht eine Handlung überhaupt richtig oder falsch?’ (Vgl. Nagel: What does it all mean? S. 5) Das Ziel der Philosophie ist, die Welt und uns selbst besser zu verstehen. Nagel ist der Meinung, der beste Weg, um Philosophie zu betreiben, ist, sich Fragen zu stellen.

Wir sind in unserer Darstellung Thomas Nagel gefolgt. Darüber was Philosophie ist, gibt es jedoch viele verschiedene Meinungen. So ist das in der Philosophie: Es gibt häufig keine endgültigen Antworten, sondern es gibt immer viele verschiedene Positionen. Das Wichtige ist nicht, dass man eine Antwort auf jede Frage findet, sondern es geht darum, sich mit der Frage angemessen auseinanderzusetzen. Die Philosophie unterscheidet sich von anderen Disziplinen dadurch, dass sie nicht auf Experimenten und deren Beobachtung basiert, sondern auf dem Denken. Man betreibt Philosophie, indem man Fragen stellt, argumentiert und über Einwände nachdenkt. (Vgl. Nagel: What does it all mean? S. 4)

Dabei kann die Philosophie grob in zwei Hauptgebiete gegliedert werden: die praktische und die theoretische Philosophie. Ein Themengebiet, das sowohl für die praktische als auch die theoretische Philosophie relevant ist, ist die Logik- und Argumentationstheorie. Sie liefert für jede philosophische Auseinandersetzung das nötige Werkzeug. Wie die Argumentationstheorie funktioniert und mit welchen Themengebieten und Fragestellungen sich praktische und theoretische Philosophie auseinandersetzen, erfahren Sie in den Aufgaben.


Erfahrungsberichte

Sofie Vaas (23), Philosophie BA, Semester 6
In der Schule habe ich mich für Physik und Mathe interessiert und mich schließlich für ein Physikstudium entschieden. Die Philosophie hat mich immer gereizt, aber ich habe ziemlich lange gedacht, dass Philosophie hauptsächlich darin besteht, über den Sinn des Lebens nachzudenken und über das, was man im Ethikunterricht macht. Das hat mir nicht so viel Spaß gemacht.

Ich habe also mein Physikstudium begonnen. Dabei habe ich viel mit Kommilitonen*innen diskutiert, die der Meinung waren, dass die Experimentalphysik besser sei als die theoretische Physik. Sie waren der Ansicht, dass nur durch Beobachtung und Experiment Wissen erlangt werden kann, das sei gegenüber der theoretischen die richtige Methode. Für mich hatte die theoretische, formale Methode aber genauso eine Daseinsberechtigung und ich bin in Richtung theoretische Physik gegangen. Im Studium ging es häufig darum, mathematische Verfahren auswendig zu lernen, bei denen es hieß, sie führen zum Erfolg. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich nicht verstehe, was ich dort eigentlich tue. Warum funktioniert mein Verfahren? Was genau macht das Verfahren? Also habe ich viele Mathematikvorlesungen zusätzlich besucht, weil ich genauer verstehen wollte, was ich mache. Parallel dazu habe ich angefangen, aus Interesse Philosophievorlesungen zu besuchen. Ich habe gesehen, dass man auch theoretische Philosophie studieren kann: Metaphysik oder Philosophie des Geistes zum Beispiel. Als ich schließlich eine Logik-Vorlesung besuchte, habe ich eingesehen: Ich möchte Mathematik und Philosophie studieren. Der ausschlaggebende Punkt war, dass sich die Philosophie viel mit dem Hinterfragen beschäftigt. Konkret zum Beispiel eben: ‚Was für Methoden gibt es, um Wissen zu erlangen?‘ – eine Frage, die mich im Physikstudium sehr beschäftigt hat. Philosophie studiere ich jetzt im 5. Semester an der Uni Konstanz und befasse mich besonders mit Logik, Philosophie der Mathematik und Wissenschaftstheorie. Das sind Themengebiete, von denen ich in der Schule noch nie etwas gehört hatte und die mir jetzt so viel Spaß machen. Ich kann also nur jedem empfehlen, sich die Inhalte des Philosophiestudiums mal genauer anzuschauen. Ich fand es erstaunlich, wie vielfältig die Philosophie ist.

Lara Dix (21), Philosophie / Deutsch Lehramt, Semester 7
Als Jugendliche beschäftigten mich ethische Fragen sehr stark. ‚Darf man Tiere essen?‘ ‚Ist es okay eine Abtreibung vornehmen zu lassen?‘ Aber auch im Alltag fragte ich mich immer wieder ‚Habe ich richtig gehandelt?‘ ‚War das, was ich getan habe, gerecht?‘ Man sagte mir zu dieser Zeit nach, dass ich ein bisschen esoterisch sei, ein bisschen alternativ. Als ich mich entschied Philosophie zu studieren, hieß es von überall: ‚Das passt!‘ Im Studium, musste ich erst einmal feststellen, dass ich keine Antworten auf diese Fragen bekam, die mich so beschäftigten. Allerdings lernte ich etwas anderes, nämlich wie man diese Fragen angeht. Im Philosophiestudium lernt man, Sachverhalte kritisch zu prüfen und präzise Argumentationsstrukturen aufzubauen. Zugegebenermaßen war ich zunächst überrascht, wie theoretisch das Studium ist. Selbst die praktische Philosophie, die sich mit eben solchen gesellschaftlich-alltäglichen Fragestellungen beschäftigt, ist sehr formal aufgebaut. Im Studium habe ich gelernt, professionell zu denken – analytisch, abstrakt und strukturiert –, und mich dabei nicht mit gegebenen Lösungen zufriedenzugeben, sondern weiter nachzufragen. Im Laufe meines Studiums bin ich immer wieder an die Grenzen meines Denkhorizonts gestoßen. Eines steht fest – mit Esoterik hat das nichts zu tun.


Studienfach ‚Philosophie‘ – Grundständige Studiengänge an der Universität Konstanz

Fach

Studienmöglichkeit

Abschluss

Regelstudienzeit

Philosophie

Bachelor Hauptfach

B.A.

6 Semester

Philosophie

Bachelor Nebenfach

B.A.

6 Semester

Philosophie

Bachelor of Education Philosophie/Ethik

B.Ed.

6 Semester


Auf der Seite der Universität Konstanz finden Sie die aktuellen formalen Studieneingangsvoraussetzungen und die aktuellen Informationen zur Studienverlaufsplanung. 

„Philosophie ist ein ‚Laberfach‘.“

Zu Beginn des Studiums lernt man eines der wichtigsten Werkzeuge der Philosophie: das Argumentieren. Es gibt klare Regeln, wann ein Argument gut oder schlecht ist. Um in der Philosophie eine These zu vertreten, braucht man immer ein Argument, um die These zu stützen. Man kann in der Philosophie nicht einfach irgendetwas behaupten, ohne es zu begründen. Philosophische Debatten bestehen dann oft in einem Argumentationsaustausch: Jemand behauptet etwas und hat ein Argument für diese Behauptung. Eine andere Person widerlegt das betreffende Argument. Ersterer widerlegt dann das Gegenargument, usw.
Es ist zwar richtig, dass es im Philosophiestudium unter anderem darum geht, sich selbst Gedanken zu machen und eigene Ideen zu entwickeln – mit Faktenlernen kommt man definitiv nicht weit. Man ist jedoch nicht ständig dabei, sich neue Lösungen für die ganz großen philosophischen Probleme auszudenken – oft geht es darum, die Texte anderer sorgfältig zu lesen, und die Argumente anderer oder eigene Argumente präzise auszuarbeiten und sie dann zu bewerten. Das ist oft recht kleinteilig und braucht einiges an analytischem Geschick.


„Philosophie behandelt nichts als den Sinn des Lebens.“

Weit gefehlt! Es gibt sehr vielfältige Fragestellungen in der Philosophie: ‚Gibt es kleinste Teilchen, die selbst nicht mehr teilbar sind oder ist Materie unendlich teilbar?‘ ‚Gibt es Naturgesetze, die in Kombination mit einem Zustand der Welt zu einem beliebigen Zeitpunkt den zukünftigen Weltverlauf festlegen?‘ Das sind beispielsweise Fragen der Metaphysik. Oder es gibt die Erkenntnistheorie, die sich unter anderem damit beschäftigt, woher wir wissen, dass die Welt so ist wie sie uns erscheint oder was wahre Überzeugungen von Wissen unterscheidet. Oder auch die Sprachphilosophie, die sich damit auseinandersetzt wie Sprache funktioniert und untersucht ob Sprache die Wahrnehmung der Welt verändert oder ob Sprache die Welt abbildet. Das waren Themen aus der theoretischen Philosophie. Es gibt aber auch die praktische Philosophie. Dort gibt es Gebiete wie die politische Philosophie, welche beispielsweise untersucht was Freiheit oder Gerechtigkeit ist. Die Handlungstheorie versucht unter anderem herauszufinden, was Handlungen von Körperbewegungen unterscheidet. Oder es gibt die Religionsphilosophie, welche sich zum Beispiel mit Gottesbeweisen beschäftigt.


„Philosophie hat nichts mit dem wirklichen Leben zu tun.“

Tatsächlich werden in der Philosophie viele abstrakte Themen behandelt. Wer sich in ein Gedankenexperiment gut einfindet, kann auch kurzfristig das Gefühl haben, das, worüber er sich Gedanken macht, habe nichts mehr mit der Welt zu tun. Auch sieht man nach einem Philosophiestudium in der Alltagssprache sehr viele Mehrdeutigkeiten, die man vorher nicht gesehen hat, und plötzlich ist man ganz verwirrt, was andere überhaupt meinen. Aber nach Kant sind die großen Fragen der Philosophie: ‚Was kann ich wissen?‘ ‚Was soll ich tun?‘ ‚Was darf ich hoffen?‘ und ‚Was ist der Mensch?‘ Das sind Fragen, die die eigene Weltsicht beeinflussen können. Und neben Themengebieten, die fern vom Leben angesiedelt zu sein scheinen, dominieren beispielsweise in der Ethik Fragen, die sehr nah am ‚wirklichen Leben‘ sind. Wer Philosophie studiert, bewegt sich also nicht zwangsläufig fern vom ‚wirklichen Leben’. Das liegt unter anderem auch daran, dass das Philosophiestudium einen lehrt, strukturiert und klar zu denken. Das ist ein Werkzeug, dass sich ständig im Alltag anwenden lässt.


„Im Philosophiestudium geht es nur darum, die Klassiker zu lesen.“

Ganz im Gegenteil! Selbstverständlich kommt man um das Lesen der Standardwerke nicht herum, schließlich begründen sie die Philosophiegeschichte. Allerdings geht es im Philosophiestudium weder nur um die großen Klassiker noch nur um das Lesen. Es werden viele weitere Texte bearbeitet, etwa aktuelle Ausarbeitungen zu modernen Themen. Des Weiteren bleibt es nicht nur beim Lesen! Vielmehr geht es darum, das Gelesene zu verstehen, zu diskutieren und mit anderen Ansätzen zu vergleichen.

Es gibt viele unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten für Philosoph*innen, wobei Tätigkeiten, bei denen man Philosophie im engeren Sinne betreibt, rar sind. Hier besteht vor allem die Möglichkeit, Lehrer*in für Philosophie und Ethik zu werden. Zum anderen ist es in beschränktem Maße möglich, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Darüber hinaus werden insbesondere im Bereich der angewandten Ethik immer wieder Expert*innen gesucht, zum Beispiel für Wirtschaftsethik, Umweltethik oder Medizinische Ethik. Auch werden vereinzelt philosophische Praxen betrieben, die das Ziel haben, einer breiteren Öffentlichkeit philosophisches Wissen und philosophische Methodik zugänglich zu machen, häufig mit dem Ziel einer Lebensberatung. Philosophieren mit Kindern ist ebenfalls ein Tätigkeitsfeld, das in jüngster Zeit an Bedeutung gewinnt.

Das mit Abstand größte Betätigungsfeld für Absolvent*innen der Philosophie ist nicht klar umrissen und beinhaltet eine Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeiten, z.B. in der Erwachsenenbildung, im Journalismus, im Verlagswesen, im Kulturbereich und in den Medien, aber auch bei Stiftungen, in der öffentlichen Verwaltung oder bei Unternehmen, wobei Tätigkeiten in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Consulting und Kommunikation häufig im Vordergrund stehen. Bei all diesen Tätigkeiten kann man die während des Philosophiestudiums erlernten Fähigkeiten sehr gut anwenden, die Inhalte des Studiums spielen dabei meist aber nur eine untergeordnete oder gar keine Rolle.