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Das Fach Geschichte gehört zu den vielfältigsten der modernen Hochschullandschaft. So können Sie sich in Tübingen nach dem Grundstudium, das einen Überblick über alle Epochen gewährt, auf eine Epoche oder Region konzentrieren. Vom klassischen Griechenland bis zur Zeitgeschichte werden verschiedenste Aspekte in den Lehrveranstaltungen behandelt: Sie können von den griechischen Poleis, dem spätantiken Rom über die Wikinger, von Afrika im Mittelalter, frühneuzeitlichen Jenseitsvorstellungen, den Jesuiten in Südamerika, den atlantischen Revolutionen über die Expansionspolitik Deutschlands, Italiens und Japans bis zur Sportgeschichte der Sowjetunion und der Geschichte des Rassismus reichen. Das Tübinger Lehrangebot deckt eine große Bandbreite sehr unterschiedlicher Themen ab – da kann die Entscheidung für eine bestimmte Veranstaltung schwerfallen. In den meisten Seminaren setzen Sie dann noch einmal eigene Akzente, indem Sie sich intensiv mit einem bestimmten Ausschnitt des jeweiligen Themas befassen. In Tübingen ist das Fach in sieben Seminare / Institute gegliedert. Neben den ‚großen‘ Epochenzuschnitten – Antike, Mittelalter, Neuzeit und Zeitgeschichte – bieten das Institut für Geschichtsdidaktik und Public History sowie das Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften bzw. das Institut für Osteuropäische Geschichte, weitere Zugriffe auf die Geschichte.


Studienfach ‚Geschichtswissenschaft‘ – Grundständige Studiengänge an der Universität Tübingen

Fach

Studienmöglichkeit (Hauptfach/Nebenfach)

Abschluss

Regelstudienzeit

Geschichtswissenschaft

HF

Bachelor of Arts

6 Semester

Geschichtswissenschaft

NF

Bachelor of Arts

6 Semester

Geschichte

HF

Bachelor of Education

6 Semester

Geschichte

HF

Bachelor of Education höheres Lehramt an beruflichen Schulen

6 Semester


Auf der Seite der Universität Tübingen finden Sie die aktuellen formalen Studieneingangsvoraussetzungen und die aktuellen Informationen zur Studienverlaufsplanung sowie einen Erwartungscheck zum Fach Geschichtswissenschaft.

‚Geschichte studieren heißt: auswendig lernen!

Stimmt nicht! Zwar muss man sich gerade zu Beginn des Studiums einige Grunddaten aneignen, doch unterscheidet sich das Geschichtsstudium sehr vom Schulunterricht. Denn als Studierende sind Sie hier auf andere Weise gefordert: inhaltlich, organisatorisch und intellektuell. Das beginnt schon damit, dass Sie sich jedes Semester die Lehrveranstaltungen selbst aussuchen. Es gibt hier kein festes Studienprogramm, sondern nur eine Studienordnung, die vorschreibt, wie viele Lehrveranstaltungen man beispielsweise im Bachelor of Education in mittelalterlicher Geschichte besuchen muss. Aber ob man sich mit den Kreuzzügen, Frauenklöstern oder so genannten ‚Ketzern‘ befassen möchte, ob man mit Zeitgeschichte oder lieber mit Antike beginnen will – das muss jeder selbst entscheiden.

Viel stärker als in der Schule ist zudem die Eigeninitiative und die Bereitschaft gefragt, sich intensiv mit Quellen zu historischen Vorgängen auseinanderzusetzen, die Interpretationen anderer Historiker*innen kritisch zu hinterfragen und einen eigenen, begründeten Standpunkt zu entwickeln. Hierbei ist ein gewisses Grundgerüst an Grundlagenwissen notwendig, allerdings nicht ausreichend: Ständig werden neue Fragen an die Vergangenheit gerichtet und damit weiterführende Untersuchungen angeregt. So wird die ältere Forschung permanent ergänzt oder korrigiert. Deshalb liefert die universitäre Lehre kein fertiges Konzept der Vergangenheit, das man nur noch auswendig lernen müsste. Vielmehr geht es darum, historisch denken zu lernen. Sie bekommen Einblicke in verschiedene Themen und Forschungsansätze, lernen diese miteinander zu verknüpfen und in Beziehung zueinander zu setzen. Geschichtswissenschaft arbeitet immer auch exemplarisch, man lernt an der Geschichte, nicht ‚die‘ Geschichte.


‚Mit einem Geschichtsstudium werde ich später Taxi fahren oder arbeitslos!

Stimmt nicht! Ein Geschichtsstudium ermöglicht einem weitreichende berufliche Perspektiven, auch außerhalb von Schule und Hochschule sowie Museen und Archiven. Mehr Informationen dazu finden Sie in der Rubrik ‚Was mache ich damit?‘.


Geschichtswissenschaft ist staubtrocken, da sie sich mit vergangenen Dingen beschäftigt!

Stimmt nicht! Geschichtswissenschaft untersucht vielfältige Kulturen in verschiedenen Epochen mit unterschiedlichsten Fragestellungen und ist somit so breit aufgestellt wie kaum ein zweites Fach. Nicht selten lassen sich Bezüge zu aktuellen Debatten beziehungsweise gesellschaftlichen Problemen und Fragen herstellen. ‚Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, der ist dazu verdammt, sie zu wiederholen‘, dieses Bonmot ist zwar überspitzt formuliert, hat jedoch einen ‚wahren‘ Kern. Das alles gilt nicht nur für die Zeitgeschichte, mit der sich beispielsweise die Genese heutiger Konflikte erklären lässt, sondern auch für die Frühe Neuzeit, das Mittelalter und die Antike. So hat die Analyse der sogenannten Tulpenmanie in den Niederlanden (in den 1630er Jahren wurden Tulpenzwiebeln als Spekulationsobjekte gehandelt, bis die hohen Preise die Blase zum Platzen brachten) wesentlich zum Verständnis moderner Spekulationsblasen wie etwa der amerikanischen Immobilienblase (Wirtschaftskrise 2007) oder der Bitcoins beigetragen.


In der Geschichtswissenschaft kann man nichts Neues mehr herausfinden!

Stimmt nicht! In allen Epochen des Fachs können neue Erkenntnisse gewonnen werden. Bis heute werden von der Antike bis zur Zeitgeschichte unbekannte Quellen gefunden und zugleich neue Fragestellungen an bereits häufiger untersuchte Quellen herangetragen. Auch aus den bekannten Texten Ciceros oder Caesars lassen sich so noch neue Erkenntnisse gewinnen. Mit jeder neuen Lehrveranstaltung, in Vorträgen, beim Quellenstudium und der Fachlektüre tun sich neue Aspekte des Vergangenen auf, in die man vordringen kann und die einem zu einer neuen Sicht auf die eigene Gegenwart verhelfen.

Die große Bandbreite historischer Forschung an der Universität Tübingen spiegelt sich insbesondere in den vielen erfolgreichen Projekten wider, unter denen gleich mehrere Sonderforschungsbereiche und Graduiertenkollegs herausragen. So wird die Geschichtswissenschaft niemals die Arbeit an einer Epoche zum Abschluss bringen können, sondern immer wieder neue und interessante Ergebnisse hervorbringen. Vieles von dem, was in deinem letzten Geschichtsschulbuch noch als aktuelles Wissen wiedergegeben wurde, ist heute bereits veraltet. Insofern ist Geschichte nie abgeschlossen und kann dauerhaft faszinieren. Denn je mehr man über die Vergangenheit weiß, desto mehr will man noch wissen…


Geschichtswissenschaft ist überflüssig!‘

Stimmt nicht! ‚Are we living in Nazi Germany?‘, fragte ein Präsident öffentlich. Wir leben in einem ‚postfaktischen Zeitalter‘, in dem die Geschichtswissenschaft zeigen kann, dass solche Vergleiche unangebracht sind und zu nichts führen. Historiker*innen sitzen nicht in einen Elfenbeinturm, sondern erreichen mit ihrer Forschung die Gesellschaft. So arbeiten sie beispielsweise als politische Berater und tragen zum Verständnis anderer Kulturen und Religionen bei. Als Lehrer*innen vermitteln sie im Unterrichtsfach Geschichte Allgemeinwissen, das über das Klassenzimmer hinaus Anknüpfungspunkte in der Welt findet. Historiker*innen in Museen und Archiven liefern Impulse für den lokalen, nationalen und internationalen Kulturbetrieb. Geschichte ist nicht überflüssig, sondern fließt in viele Bereiche unseres Kulturlebens ein.

Eine der häufigsten Fragen, die bei der Studienwahl gestellt werden, ist: Was mache ich damit? Besonders viele Geschichtsstudierende arbeiten nach ihrem Studium als Lehrer*in, einige widmen sich der Forschung und bleiben an der Universität. Daneben gibt es zahlreiche weitere Berufsfelder, für die ein Geschichtsstudium die passende Grundvoraussetzung ist: in Archiven, Bibliotheken, in der Erwachsenenbildung und Gedenkstättenarbeit, in Kulturämtern und in Verlagen, im Museums- und Ausstellungswesen. Einige Absolvent*innen arbeiten später im Journalismus, bisweilen in der freien Wirtschaft, auch in der Unternehmensberatung oder im Management. Nach oben hin sind also kaum Grenzen gesetzt – das zeigt ein Blick auf die höchsten Staatsämter Deutschlands und Österreichs.

Das ist nicht erstaunlich. Denn mit einem Geschichtsstudium erwirbt man Fähigkeiten und Kompetenzen, die in vielen Berufen gefragt sind, dazu zählt etwa die Fähigkeit, sich in zunächst unbekannte Zusammenhänge rasch einzuarbeiten sowie diese auf sinnvolle Weise strukturieren und kommunizieren zu können. Dazu brauchen unsere Absolvent*innen keine lange Anleitung, da sie genau diese intellektuelle Flexibilität an sehr unterschiedlichen Gegenständen jedes Semester aufs Neue trainiert haben. Die quellenkritische Haltung gegenüber jeglicher Form von Überlieferung macht sie unabhängiger von gängigen Meinungen und Vorurteilen. Über mehrere Jahre haben Historiker*innen gelernt, sich und ihre Arbeit selbst zu organisieren und die Ergebnisse schriftlich wie mündlich zu präsentieren. Künftige Arbeitgeber können darauf zählen, dass sich unsere Absolvent*innen zügig, eigenständig und strukturiert auf neue interessante Herausforderungen stürzen können.