Die Aufgabe von Restaurator*innen ist es, einzigartige historische Objekte zu bewahren, die zu unserem kulturellen Erbe zählen. Das betrifft ein Gemälde von Picasso ebenso wie ein Bierglas aus dem Mittelalter oder Filmrollen aus den 1960er Jahren. Restaurator*innen erhalten damit das kulturelle Erbe der Menschen, welches uns vom Wirken des Menschen, von seinem Alltag, Denken und Fühlen berichtet. Immer wieder werden dabei auch Dinge entdeckt, die uns einen neuen Blick auf unsere Geschichte ermöglichen.
So breit wie die das Themenfeld von Restaurator*innen gefächert ist, so breit sind auch die theoretischen Inhalte der hier vorgestellten Studiengänge aus dem Bereich Konservierung und Restaurierung. Diese umfassen gleichermaßen gesellschaftliche, geistes- und naturwissenschaftliche Themen – von der Kunstgeschichte bis zur Chemie. Das individuell strukturierte Studium findet in kleinen Gruppen statt und ist, wie das spätere Arbeitsfeld, stark interdisziplinär geprägt. Zeitlich gleich gewichtet sind der theoretische und der praktische Unterricht. Der praktische Unterricht findet in den Ateliers der Studiengänge an originalen Objekten statt. Die Studierenden lernen, sensibel mit fragilen und einmaligen Objekten umzugehen, die materielle Zusammensetzung und Herstellungstechniken dieser Objekte zu erforschen, ihre Alterungsprozesse zu verstehen, individuelle restauratorische Methoden zu entwickeln und die zukünftige Aufbewahrung und Präsentation der Gegenstände zu konzipieren.
Im Bereich Konservierung und Restaurierung können an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart folgende 5 Bachelorstudiengänge studiert werden:
- Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten,
- Konservierung und Restaurierung von Gemälden und gefassten Skulpturen,
- Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken auf Papier, Archiv- und Bibliotheksgut sowie
- Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei, Architekturoberfläche und Steinpolychromie.
- Konservierung und Restaurierung Neuer Medien und Digitaler Information
In diesen Studiengängen aus dem Bereich Konservierung und Restaurierung ist der Bachelor nach 6 Semestern ein Zwischenabschluss auf dem Weg zum Master. Zu den allgemeinen Zulassungsvoraussetzungen für das Studium gehören ein 12-monatiges Vorpraktikum und eine Aufnahmeprüfung. BA-Abschlüsse an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berechtigen automatisch zur Fortsetzung des Studiums im MA-Studiengang an der Stuttgarter Akademie. Erst der MA-Abschluss befähigt zum eigenständigen Durchführen von Restaurierungsprojekten, so dass nur der MA als berufsbefähigender Abschluss betrachtet wird.
Auslandserfahrungen der Studierenden (z.B. während Praktika und Gastsemester) und der fachwissenschaftliche Austausch mit Gaststudierenden im eigenen Haus werden durch internationale Vernetzungen und Stipendienprogramme unterstützt.
Die Studienpläne für die angebotenen Disziplinen sind so bemessen, dass der Abschluss mit dem Master nach einer Regelstudienzeit von 10 Semestern erfolgt. Im BA-Studium werden in 6 Semestern die grundlegenden praktischen und theoretischen Kenntnisse für die Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut des jeweiligen Fachbereichs vermittelt. Das Tortendiagramm zeigt die Zusammensetzung des BA-Studiums hinsichtlich theoretischer und praktischer Anteile sowie der Bachelorarbeit.
Das MA-Studium führt unter Vertiefung und Erweiterung der im BA-Studium erworbenen Kenntnisse bis an die Grenzen des heutigen Wissens und liefert Anregungen für eigenständige Forschungstätigkeiten. Gleichzeitig können individuell inhaltliche Studienschwerpunkte gesetzt und somit Grundlagen für eine spätere Spezialisierung gelegt werden. Das Studium wird im 10. Semester mit einer Masterarbeit abgeschlossen, in der restauratorische, konservatorische, kunsttechnologische, verfahrenstechnische oder naturwissenschaftliche Fragestellungen selbständig zu bearbeiten und zu lösen sind. Die Promotion bietet den MA-Absolvent*innen die Möglichkeit zu vertiefter kunsttechnologischer und konservierungstechnischer Forschung.
Grundständige Studiengänge im Bereich Konservierung und Restaurierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Studiengang |
Besonderheiten / Vertiefungsmöglichkeiten |
Abschluss |
Regelstudienzeit |
Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten
|
|
B.A. |
6 Semester |
Konservierung und Restaurierung von Gemälden und gefassten Skulpturen
|
|
B.A. |
6 Semester |
Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken auf Papier, Archiv- und Bibliotheksgut
|
|
B.A. |
6 Semester |
Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei, Architekturoberfläche und Steinpolychromie |
|
B.A. |
6 Semester |
Konservierung und Restaurierung Neuer Medien und Digitaler Information |
|
B.A. | 6 Semester |
Auf der Seite der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart finden Sie die aktuellen formalen Studieneingangsvoraussetzungen und die aktuellen Informationen zur Studienverlaufsplanung.
„Restaurierung – das ist doch kein Studium.“
Der praktische Anteil in diesem Beruf, aber auch in der akademischen Ausbildung ist vergleichsweise hoch, so dass manchmal der Eindruck entstehen könnte, es handele sich um einen Ausbildungsberuf. Viele Restaurator*innen haben auch tatsächlich eine Ausbildung (z.B. Steinmetz*in, Goldschmied*in, Tischler*in, Buchbinder*in, Fotograf*in) vor dem Studium absolviert. Ausgezeichnetes manuelles Geschick ist eine wichtige, aber nicht die einzige Fähigkeit, die man als Restaurator*in braucht. Die akademische Ausbildung stellt sicher, dass Restaurator*innen wissenschaftliche Methoden und Herangehensweisen erlernen, um die weitreichende Bedeutung von Arbeiten an unserem Kulturgut verstehen und Eingriffe in die Originalsubstanz professionell abschätzen können. Sie lernen, auf wissenschaftlicher Basis individuell angepasste Restaurierungskonzepte für die Kunstwerke zu entwickeln. Weil die Kunstwerke aus so unterschiedlichen Materialien bestehen, gibt es dafür verschiedene Studiengänge, die sich auf die Ausbildung von Restaurator*innen in verschiedenen Fachrichtungen spezialisiert haben. Die Studiengänge sind klein und persönlich mit einer engen Betreuung durch Professor*innen und akademische Mitarbeiter*innen. Während des Studiums lernen die angehenden Restaurator*innen eine Vielzahl von praktischen Techniken und deren theoretische Hintergründe.
„Restaurierung – da macht man was mit alten Gemälden.“
Die Restaurierung gliedert sich in viele verschiedene Fachrichtungen, denn unser Kulturgut ist vielfältig! Neben Gemälden und technischem Kulturgut werden auch Gebäude und Wandmalereien, Bücher und Graphik, Glas und Keramik, Skulpturen, digitale Medien und vieles mehr für zukünftige Generationen konserviert und fachkundig erhalten. Jedes Material hat andere Anforderungen, die in den verschiedenen Fachrichtungen gelehrt und erforscht werden. Mit dem jeweils gewählten Studiengang spezialisiert man sich auf eine Fachrichtung und damit auf die Restaurierung bestimmter Objekttypen.
„Das ist ein Studium an der Kunstakademie, da muss man gut malen können und kreativ sein.“
Ein geschultes Auge, das charakteristische Merkmale durch Beobachtung erfassen und in Skizzen umsetzen kann, ist sicher eine wichtige Eigenschaft von Restaurator*innen. Wir sind jedoch keine Künstler*innen, sondern beschäftigen uns mit bereits erschaffenen Kunstwerken, Kunsthandwerk, aber auch Objekten des täglichen Gebrauchs, die aufgrund ihres Alters, ihrer Geschichte, ihrer Schönheit, ihrer Seltenheit oder anderen individuellen Bedeutungen einen Wert haben, der für die Zukunft bewahrt werden soll. Natürlich gehört zu der Umsetzung von Restaurierungsmaßnahmen auch manuelle Geschicklichkeit und Sensibilität im Umgang mit empfindlichen Objekten, und wir suchen sehr kreativ nach Lösungen für die Aufgabe, Kulturgut zu erhalten.
„Restaurator*innen machen alles wieder neu.“
Da ein wesentlicher Aspekt der Restaurierung die Entfernung von Oberflächenschmutz betrifft und die so bearbeiteten Kunst- und Kulturgegenstände oft heller und sauberer erscheinen, entsteht schnell der Eindruck, dass Restaurator*innen alles wieder neu machen. Unser Ziel bei der Reinigung besteht jedoch vor allem darin, schädliche Abbauprodukte zu entfernen und ein Objekt wieder erfahrbar zu machen, um seine weitere Erhaltung zu gewährleisten. Eine weitere Aufgabe von Restaurator*innen besteht darin, einen Gesamtkontext zu erhalten, so dass Fragmente, die sich gelöst haben, wieder eingefügt werden, von Verlust bedrohte Partien wieder befestigt werden oder teilweise auch Ergänzungen angefertigt werden, um die Gesamtheit des Objekts wiederherzustellen.
„Da arbeitet man nur mit alten Sachen.“
Gerade moderne Materialien und Medien, wie zum Beispiel Kunststoffe und digitale Kunstwerke stellen Restaurator*innen vor besonders spannende und anspruchsvolle Aufgaben. Wir arbeiten nicht nur an Werken aus längst vergangenen Jahrhunderten, sondern auch an Gegenständen und Kunstwerken, deren Erschaffer*innen noch leben und deren Ansichten zur weiteren Aufbewahrung ihrer Werke in die Erhaltungskonzepte einbezogen werden müssen. Wie wir überhaupt viel mit sehr lebendigen Menschen zusammenarbeiten, deren Vorstellungen und Wünsche wir für die Erhaltung eines konkreten Objekts im Sinne einer nachhaltigen Lösung in Einklang bringen müssen, beispielsweise bei der Vorbereitung von Ausstellungen.
„Ein Studium ist mir zu theoretisch und zu abstrakt.“
Das Restaurierungsstudium bietet eine einmalige Kombination aus Praxis und Theorie. Wir beschäftigen uns nicht nur theoretisch damit, welche chemischen Prozesse der Alterung von Kunst- und Kulturgut zugrunde liegen und welche historischen Fakten und kunsttechnologischen Prozesse hinter den einzelnen Objekten stehen, sondern arbeiten ganz konkret an der Umsetzung von praktischen Maßnahmen an den einzelnen Werken. Neben den Vorlesungen zu Werkstoffkunde, Chemie und Kunstgeschichte ist ein großer Teil des Studiums den Projektarbeiten gewidmet, bei denen die Studierenden Vorgehensweisen und Techniken der Restaurierung selbst umsetzen.
Ziel der hier vorgestellten Studiengänge ist es, fachlich kompetente und kritisch denkende Restaurator*innen auszubilden, die sich in den verantwortungsvollen Dienst des Erhaltens unseres kulturellen Erbes stellen. Diese hochspannende Tätigkeit können Restaurator*innen in selbstständiger Tätigkeit, in Museen, in Archiven oder Bibliotheken, in der Denkmalpflege oder in Forschungseinrichtungen ausüben. Im Bereich der Konservierung und Restaurierung weiten sich die beruflichen Möglichkeiten zunehmend aus. Der Beruf kann auf selbstständiger oder freiberuflicher Basis mit der Option einer Zusammenarbeit im Team ausgeübt werden, außerdem im Beamten- oder Angestelltenverhältnis an Museen, in Sammlungen oder an Forschungsinstituten wie auch in Ämtern der Denkmalpflege, und das ebenso national wie international.
In Stuttgart sehen wir den Bachelor als Zwischenabschluss zum Master. Dafür steht auch die 100%ige Durchlässigkeit vom Bachelor zum Master. Restaurierung ist ein wissenschaftlicher, praxisorientierter Beruf mit einem interdisziplinär ausgeprägten Fundament und unterschiedlichen fachlichen Ausrichtungen. Durch ein fünfjähriges Studium ausgebildete und auf Einzelbereiche spezialisierte Restaurator*innen sind verantwortlich für die Erhaltung, Untersuchung und Instandsetzung von künstlerischen und dokumentarischen Zeugnissen der Kulturgeschichte. Sie sind Expert*innen für die Arbeit mit Originalen in allen öffentlichen und privaten Sammlungen.
Die restauratorischen Aufgabengebiete verbinden Technik, Geschichte, Naturwissenschaft, Management und interdisziplinären Austausch. Die wissenschaftliche Herangehensweise ist das Fundament restauratorischer Arbeit, und diese beinhaltet hochspezialisiertes manuelles Können, strategische Aufgaben im Bestandserhaltungsmanagment (z.B. langfristige Planungen im Museumsbau und bei der fachgerechten Lagerung von Kunst- und Kulturgut) und interdisziplinären Austausch. Es gibt zwei wesentliche Zweige: Die präventive Konservierung dient der Schadensprävention in der Lagerung und Nutzung des Kulturguts; sie betrifft auch die Sicherung bereits beschädigter Objekte zur Verhinderung weiterer Schäden. Die Restaurierung bzw. Instandsetzung verringert über die notwendige Sicherung hinaus störende Spuren der Alterung und verbessert damit die Aussagekraft des Originals oft erheblich.
Nach dem Studium arbeiten Restaurator*innen konzentriert an einzelnen originalen Objekten, werden aber auch zunehmend übergreifend für die Erhaltung ganzer Sammlungen zuständig sein. Ihre Arbeit geschieht in der Regel im Austausch mit Besitzer*innen und Kustod*innen von Sammlungen und erfordert oft eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialist*innen, die z.B. bei Ausstellungsvorhaben für deren erfolgreiche Realisierung zuständig sind.
Restaurator*innen
- führen materialtechnische Begutachtungen von Objekten durch
- erforschen historische Objekte
- entwickeln neue Restaurierungsmethoden
- realisieren umfassende und oft komplexe Eingriffe an Objekten
- gestalten Abläufe in Konservierungs- und Restaurierungsprojekten
- beraten Privatbesitzer und Sammlungen
- konzipieren und realisieren präventive Konservierungskonzepte
- wirken an Ausstellungsprojekten mit
- planen und führen Objekttransporte und -montagen durch
- wirken als Fachplaner*innen zum Schutz der Objekte vor schädigenden Einflüssen durch Klimaschwankungen, Licht oder Schadstoffe
Restaurator*innen arbeiten angestellt oder selbstständig/freiberuflich:
- für staatliche und private Museen, Kunstsammlungen, Vereine
- für kirchliche Sammlungen
- für Restaurierungsfirmen
- für Privatpersonen (Kund*innen, Kunstsammler*innen, Künstler*innen)
- für den Kunsthandel
- in Forschung und Lehre
Einen ersten Eindruck vom Arbeitsmarkt für Restaurator*innen können Sie sich auch auf der Internetseite des Verbands der Restauratoren (VDR) e.V. verschaffen. Hier finden Sie auch mögliche Praktikumsstellen.