OSA Baden-Württemberg
BW Quadrat Logo
× Die Beispielaufgaben sollten an einem PC bearbeitet werden.

Will man das Studienfach ‚Evangelische Theologie‘ beschreiben, lohnt es sich, die beiden Begriffe getrennt voneinander zu betrachten: Was ist Theologie? Und wieso ‚evangelisch‘? Theologie kann man mit ‚Rede über Gott‘ übersetzen. Gemeint ist damit nicht nur Gott im engeren Sinne. Die Theologie befasst sich mit allem, was mit Gott zusammenhängt. Dass die Theologie über dieses Thema ‚redet‘ bedeutet aber nicht, dass ein Studium der Evangelischen Theologie aus ununterbrochenen Predigten besteht. Auch das Wort ‚Logos‘ (Rede) ist in einem weiteren Sinn zu verstehen. Die Endung ‚-logie‘ verweist darauf, dass es sich bei der Theologie um eine Wissenschaft handelt, die sich mit der Thematik ‚Gott‘ befasst.

Ein Studium der ‚Evangelischen‘ Theologie nimmt dabei zwei Engführungen vor. Der Gegenstand ist in diesem Studium nicht irgendeine, sondern eben die christliche Religion. Das bedeutet nicht, dass andere Religionen ausgeklammert werden. Der Dialog mit anderen – besonders den abrahamitischen Religionen (Islam und Judentum) – ist in einem Studium der Evangelischen Theologie sehr wichtig. Man nähert sich diesen aber stets mit einem christlich-geprägten Vorverständnis.

Neben der Religion hat man sich mit der ‚Evangelischen‘ Theologie für eine bestimmte ‚Konfession‘ (für ein bestimmtes Bekenntnis) entschieden. Die evangelische Konfession geht auf zwei grundlegende, reformatorische Einsichten des 16. Jahrhunderts zurück, nämlich, dass alle Menschen einen unmittelbaren Zugang zu Gott haben und dass alle Theologie an der Schrift, also dem Alten und dem Neuen Testament, ausgerichtet sein muss. Auf diesen Grundparametern fußt in der Evangelischen Theologie das Nachdenken über Gott, Glaube, Religion … letztlich über alles, was beansprucht, christlich zu sein. Willkommen sind daher alle, die einer evangelischen Landeskirche oder einer evangelischen Freikirche angehören.

Evangelische Theologie kann man innerhalb Deutschlands an verschiedenen Fakultäten und Kirchlichen Hochschulen studieren. Das Berufsziel Pfarrerin oder Pfarrer ist dabei das wichtigste, aber nicht das einzige Studienziel. Wenn Sie sich besonders für das Pfarramt interessieren, bietet ihnen die EKD-Website ‚Das volle Leben‘ weitere spannende Informationen zu Beruf und Studium. Hier finden Sie auch eine gute Übersicht über die möglichen Studienorte. Allen Studienorten ist gemeinsam, dass das Studium dort je nach Abschluss die Sprachen Latinum, Graecum und/oder Hebraicum voraussetzt, und in fünf Hauptfächer aufgeteilt ist, die sich jeweils aus verschiedenen Perspektiven mit dem Gegenstand der Theologie befassen: Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie und Praktische Theologie. Diese Fächer sind, unabhängig von der Wahl des Studienabschlusses, in einem Studium der Evangelischen Theologie stets präsent.


Studienfach ‚Evangelische Theologie‘ Grundständige Studiengänge an der Universität Tübingen

Fach

Studienmöglichkeit

Abschluss

Regelstudienzeit

Evangelische Theologie

HF

Kirchlicher Abschluss

10 Semester

Evangelische Theologie

HF

Diplom

10 Semester

Evangelische Theologie (Lehramt an Gymnasien)

HF

Bachelor of Education (LAGym)

6 Semester

Evangelische Theologie (Höheres Lehramt an beruflichen Schulen)

ZF

Bachelor of Education (hLAbS)

6 Semester

Evangelische Theologie

NF

Bachelor of Arts

6 Semester

 
Auf der Seite der Universität Tübingen finden Sie die aktuellen formalen Studieneingangsvoraussetzungen und die aktuellen Informationen zur Studienverlaufsplanung.

‚Theologie-Studium? Das hat doch gar nichts mit Wissenschaft zu tun!‘
Bei diesem ‚Mythos‘ ist zunächst zu klären, was man eigentlich unter ‚Wissenschaft‘ versteht. Laut Duden handelt es sich dabei um eine forschende Tätigkeit, die ‚ein begründetes, geordnetes, für gesichert erachtetes Wissen‘ hervorbringt. Eine Wissenschaft denkt geordnet über einen Gegenstand nach und sichert ihr Wissen durch ihre Begründungen ab. Wichtig ist dabei, dass man in der Methodik, in der Art und Weise, wie man an einen Gegenstand herangeht, anderen Wissenschaften gegenüber Rechenschaft ablegen kann. Bei einem Studium der Evangelischen Theologie werden Sie sehr schnell feststellen, dass Sie erst einmal Methoden erlernen müssen, um mit den Themen der Theologie umgehen zu können. Insofern ist der Vorwurf, es handle sich bei der Theologie nicht um eine Wissenschaft, schlichtweg falsch.


‚Hast du keine Angst, dass du im Theologie-Studium deinen Glauben verlierst?‘
Wer in einem christlichen Umfeld aufgewachsen ist, ist vielleicht schon einmal mit dieser Frage konfrontiert worden. Sobald man Glaubensfragen wissenschaftlich behandelt, wird man von so vielen Zweifeln überhäuft, dass man seinen Glauben zwangsläufig verlieren muss – das ist zumindest die Vorstellung hinter diesem ‚Mythos‘. Natürlich regt das Studium dazu an, den eigenen Glauben zu überdenken. Im Austausch mit anderen Studierenden werden Sie mit der ein oder anderen Frage konfrontiert, über die Sie so vielleicht noch nie nachgedacht haben. Ihr Glaube und auch Ihre Persönlichkeit werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit dadurch verändern. Allerdings bedeutet das noch lange keinen Glaubensverlust. Von einer solchen Sorge sollten Sie sich nicht vom Studium abhalten lassen!


‚Vor einem Theologie-Studium muss man die Bibel mindestens einmal durchgelesen haben.‘
Die Bibel ist nach reformatorischer Einsicht die Grundlage, an der sich jede Theologie messen muss. Insofern beschäftigt man sich in einem Studium der Evangelischen Theologie selbstverständlich viel mit den biblischen Texten und es ist von Vorteil, wenn Sie sich bereits mit dem ein oder anderen Text auseinandergesetzt haben. Wichtig ist, dass Sie Interesse an den biblischen Texten haben, sonst sind Sie in einem Studium der Evangelischen Theologie sicher nicht gut aufgehoben. Allerdings ist die Beschäftigung mit der Bibel keine Studienvoraussetzung und es ist erst Recht keine Voraussetzung, die Bibel bereits vor Studienbeginn ganz durchgelesen zu haben.


‚Du willst Theologie studieren? Dann musst du ja voll fromm sein!‘
Wer aus einem nichtchristlichen Umfeld stammt oder mit nichtchristlichen Schulkollegen und -kolleginnen über die Studienwahl ‚Evangelische Theologie‘ gesprochen hat, hat vielleicht diesen oder einen ähnlichen Satz zu hören bekommen. Womöglich sind Sie auch selbst unsicher, ob Sie eigentlich genug glauben, um Evangelische Theologie studieren zu dürfen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Frage, was denn jetzt ‚genug glauben‘ eigentlich heißt, sehr unterschiedlich beantwortet werden kann, sei hierauf geantwortet: In diesem Studium sind Sie auch gut aufgehoben, wenn Sie Zweifel prägen und Sie Fragen haben.

Die meisten Studierenden der Evangelischen Theologie entscheiden sich für ein Studium mit Kirchlichem Abschluss (40%) oder mit dem Abschlussziel Bachelor/Master of Edcuation (40%). Das Studium mit dem Ziel ‚Kirchlicher Abschluss‘ bereitet insbesondere auf die Berufsperspektive Pfarramt vor, da nur dieser Studienabschluss den Zugang zum Vikariat ermöglicht. Entsprechend bereitet das Studium mit dem Abschluss ‚Bachelor/Master of Education‘ besonders auf die Berufsperspektive Lehramt vor und eröffnet den Zugang zum Referendariat.

Das Studium der Evangelischen Theologie nimmt aber auch unabhängig von der Wahl des Studienabschlusses weitere berufliche Optionen in den Blick. Da er in breiter Weise die geschichtlichen und religiösen Grundlagen unserer Kultur erschließt und dabei Schlüsselkompetenzen wie sprachliche Kompetenz und historisches und systematisches Denken und Wissen vermittelt, eröffnet der Studiengang über die kirchlichen und schulischen Berufe hinaus Zugang zu vielfältigen beruflichen Tätigkeitsfeldern in Kultur und Geisteswissenschaften, in der Publizistik, Ethik und Politik oder im Personalwesen.