Das beginnt bei einfachen Dingen: Kinder kommen zur Schule und wollen lernen, müssen aber das Lernen erst lernen. Sie sind für Erstklässler*innen in vielen Fragen die wichtigste Bezugsperson. Dass die Freude am Lernen und die Neugier auf Entdeckungen in allen Fächern wachgehalten oder erst entfacht werden, verdanken die Kinder Ihnen, Ihrer Professionalität und Ihrer eigenen Lernhaltung. Ihre Liebe zum Problemlösen wird sich auf die Kinder übertragen: Geduld, systematisches Probieren und geduldiges Korrigieren nach Irrtümern werden die Kinder von Ihnen lernen. Ihre sprachlichen Äußerungen werden zur klassenöffentlichen Norm. Ihnen obliegt es, Konflikte erzieherisch zu bearbeiten und mit der Klasse gemeinsam Regeln für das Zusammenleben aufzustellen. Ihre Art des Umgangs mit Fehlern werden die Kinder zu der ihren machen. Die Gestaltung Ihrer Tafelbilder werden Sie in den Heften Ihrer Schüler*innen wiederfinden. Ihre eigene Freude an ästhetischen Phänomenen, Ihre Kreativität und Ihr Mut zum Experiment – ob naturwissenschaftlich oder künstlerisch – spiegelt sich in der Kultur Ihrer Klasse wider. Sie werden die Entwicklung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen der Kinder beobachten, diagnostizieren und fördern.
Um all das zu meistern, benötigen Sie einen wissenschaftlichen Hintergrund in vielen Disziplinen und die Fähigkeit, theoretische Positionen immer wieder für konkrete Situationen zu spezifizieren. Es ist kein Abarbeiten von Routinen. Dennoch gibt es Handlungsmuster für den Erwerb von Begriffen, die Entwicklung von Verfahren und vieles andere. Wie das in der konkreten Situation, beim konkreten Begriff in der konkreten Klasse am besten umgesetzt wird, ist Ihre erzieherische und methodisch-didaktische Entscheidung. Darauf bereiten wir Sie gut vor.
Denn: Als ‚Schule für alle Kinder‘ versammelt die Grundschule Individuen unterschiedlichster sozialer, kultureller und ethnischer Herkunft mit einem großen Spektrum an Lernvoraussetzungen, z. B. im Vorwissen, in der Sprachkompetenz, in der Sprech- und Merkfähigkeit, in den Lernstrategien und der Lernmotivation und nicht zuletzt in den individuellen Interessen; man geht davon aus, dass die Lernentwicklung von Erstklässler*innen um bis zu drei Jahre auseinanderklafft. Die Heterogenität von Klassen hat sich durch das gesunkene Einschulungsalter, den Verzicht auf Zurückstellung vom Schulbesuch, den jahrgangsgemischten Unterricht, das gemeinsame Lernen im Kontext von Inklusion und durch die Neuzuwanderung in den letzten Jahren nochmals vergrößert. Das fordert auch die Lehrerausbildung heraus: Um erfolgreich Lernprozesse anregen, begleiten und fördern zu können, müssen Lehrerinnen und Lehrer nicht nur regelmäßige Diagnosen des jeweiligen individuellen Kompetenzstandes zu bestimmten Zeitpunkten vornehmen. Sie müssen auch wissen, welche vor- und außerschulischen Sozialisationsprozesse ein Kind durchlaufen hat, und sie müssen wichtige entwicklungsbedingte Faktoren kennen.

Eine zeitgemäße mathematische Bildung ist als einheitlicher Bildungsgang vom Kindergarten bis hin zur Sekundarstufe II zu verstehen und zu gestalten. Es ist deshalb bei konkreten Fragen der Unterrichtsgestaltung zu bedenken, ob das eine oder andere in der Grundschule eingeführte Modell auch im späteren Unterricht tragfähig ist. Wird beispielsweise das Dividieren zu einseitig als ‚gerechtes Teilen‘ erklärt, entsteht eine Erklärungsnot beim Arbeiten mit Brüchen: Wer kann sich schon das gerechte Teilen einer halben Pizza auf ein viertel Kind vorstellen?
Angesichts der Heterogenität der Kinder einer Klasse ist differenzierendes Arbeiten unerlässlich. Es ist gewiss kein Ausweg, Stunde für Stunde Material für drei oder vier verschiedene Leistungsniveaus vorzubereiten. Nicht nur, dass dies für Lehrer*innen nicht leistbar ist: Es ist für schwächere Schüler deprimierend, wenn sie immer nur mit einfachsten Routineaufgaben konfrontiert werden, während attraktive Aufgaben den ‚Stars‘ vorbehalten bleiben.
Eine Lösung ist die Arbeit nach dem so genannten Deep-End-Prinzip: Der Rahmen der Aufgabe und damit der Einstieg ist zunächst für alle Kinder gleich und die Kinder können dann individuell verschieden tief in die Materie einsteigen. Das hat gegenüber dem Arbeiten mit völlig wesensverschiedenen so genannten ‚differenzierenden Zusatzaufgaben‘ den Vorteil, dass prinzipiell jedem Kind alle Möglichkeiten des Aufgabenformates offenstehen und nicht einige Kinder von vornherein von bestimmten Anforderungen ausgeschlossen werden. Aufgabe der Lehrerin bzw. des Lehrers ist es dabei, zu beobachten, Impulse zu geben, Fragen aufzuwerfen, zu Vertiefungen anzuregen – also den Prozess der Aufgabenbearbeitung in Gang zu halten und die Kinder nicht zuletzt zu einer Rückbesinnung auf den Lösungsweg anzuregen.
Auf diese Weise können mathematisch begabte Kinder ebenso gefordert werden wie leistungsschwächere Kinder. Dort, wo begabte und leistungsschwache Kinder selbstverständlich innerhalb des alltäglichen Unterrichts und ohne aufwändige Zusatzaufgaben gefördert werden, gibt es zugleich Lernchancen für alle Kinder. Das setzt eine fachlich souveräne Lehrkraft voraus, die virtuos die vorhandenen Aufgaben didaktisch vereinfachen oder erschweren kann, um den Kindern diese differenzierten Angebote zu machen.
Schließlich: Mathematikunterricht – egal in welcher Schulstufe – sollte stets aus der Kindperspektive aufgebaut werden und dabei zugleich die Fachsystematik im Auge behalten.

Digitalisierung und Digitalität verändern die Gesellschaft – und damit auch die Kindheit. Schon Vorschulkinder begegnen digitalen Medien und Technologien auf direktem Weg in Form von Computern, Smartphones, Tablets oder digitalen Fernsehgeräten, aber auch indirekt durch die Veränderung ihrer Umwelt und von sozialen Systemen wie der eigenen Familie. Als erste Pflichtschule steht die Grundschule vor der Aufgabe, diese Veränderungen des Aufwachsens aufzugreifen und zu prüfen, wie digitale Medien die konstruktive Aneignung der Welt durch Kinder unterstützen können und wie diese in Beziehung zu traditionellen Lernangeboten gesetzt werden sollen. Das kann bspw. im symmedialen Literaturunterricht durch Einbeziehung von Bilderbuch, Kinderfilmen (auch: Erstellung eigener Filme / Trickfilme) und Literatur-Apps geschehen, im Rechtschreibunterricht z.B. durch unterstützende Software.
Im Fach Mathematik erleben Sie beim Meistern der fachlichen Grundlagen, welch machtvolles Werkzeug eine Software sein kann. In der Fachdidaktik erproben wir gemeinsam mit Ihnen die Nutzung von Lernsoftware als eine spezifische Form des Arbeitens mit Aufgaben. Sie lernen, die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Hard- und Software zur Gestaltung von Lernprozessen oder als diagnostisches Tool zu beurteilen, um diese ziel-, mittel- und bedingungsadäquat im Unterricht einzusetzen.
Wichtiges bildungswissenschaftliches Grundlagenwissen hierzu vermitteln Ihnen die Veranstaltungen zur Grundschul- und zur Medienpädagogik, und das Zentrum für Medienbildung koordiniert vielfältige medienpädagogische Aktivitäten und Projekte.